Gröhe

Null Toleranz für E-Card-Blockierer

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will bei der elektronischen Gesundheitskarte aufs Tempo drücken. Wer aus der Selbstverwaltung nicht mitzieht, soll finanzielle Kürzungen hinnehmen. Kassen und Ärztevertreter nehmen es gelassen.

Veröffentlicht:

BERLIN. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die Kassen der Betreibergesellschaft der Gesundheitskarte, der gematik, vorerst den Geldhahn zudrehen wollen (wir berichteten). Zu viel der Blockade?

Der Bundesgesundheitsminister zumindest hat laut Medienberichten "kein Verständnis dafür, dass wieder Blockierer auf den Plan treten und diesen großen Fortschritt ins digitale Zeitalter des Gesundheitswesens mit fadenscheinigen Argumenten aufhalten wollen".

Ein Vorwurf, der nicht nur an die Kassen, sondern auch an die Ärzteschaft gerichtet ist. Mit dem E-Health-Gesetz soll es nun feste Fristen für die Selbstverwaltung und dazugehörige Sanktionen geben.

"Wird nicht geliefert, müssen sie finanzielle Kürzungen in Kauf nehmen", so Gröhe.

Die Sanktionen sollen pro Jahr ein Prozent der Verwaltungshaushalte der Gesellschafter der gematik betragen, erfuhr die "Ärzte Zeitung" am Dienstag.

Verweigern sich einzelne Ärzte zum Beispiel dem Stammdatenmanagement in der Praxis, sollen sie ebenfalls Kürzungen ihrer Budgets hinnehmen müssen.

Kassen: Fristen sind kein Problem

Stimmen Sie ab

Die elektronische Gesundheitskarte ist seit Januar der einzig gültige Versicherungsnachweis für Kassenpatienten - dennoch ist sie nicht unumstritten. Was halten Sie als Arzt von ihr? Machen Sie mit bei unserer Umfrage!

Der GKV-Spitzenverband sieht diese Drohung eher gelassen. Gerade in Bezug auf die elektronische Gesundheitskarte (eGK) und Telematikinfrastruktur hätten die Kassen bereits Erfahrung, fristgerecht zu arbeiten, heißt es auf Nachfrage der "Ärzte Zeitung".

Das hätten die Kassen bereits bewiesen - wie die vorgegebenen Quoten bei der Ausgabe der neuen Karte gezeigt hätten.

Die Kassen hatten in der Tat Ende 2012 statt der vorgegebenen 60 Prozent ihrer Versicherten bereits 70 Prozent mit der eGK ausgestattet. Im Sommer 2014 gaben die Kassen bekannt, dass rund 97 Prozent der Versicherten im Besitz der neuen Karten sind.

Wie es mit den derzeit geblockten Haushaltsgeldern für die gematik weitergehe, entscheide sich indes diesen Freitag auf einer Sitzung des Verwaltungsrates der Kassen.

Zu den Sanktionen will sich der GKV-Spitzenverband allerdings nicht äußern: Dies sei erst möglich, wenn man wisse, worum es dabei genau geht.

Bis Ende 2014 haben die Kassen nach einer eigenen vorläufigen Hochrechnung übrigens 1,06 Milliarden Euro in die eGK gesteckt.

730 Millionen davon sind direkte Ausgaben für die eGK und die Telematikinfrastruktur, 332 Millionen stammen aus der Abgabe, die die Kassen je Versichertem an die gematik leisten müssen.

Und auch nur letzteren Beitrag zur eGK haben die Kassen vorerst für 2015 eingefroren. In Regierungskreisen wird mit weiteren Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe gerechnet bis die Gesundheitskarte einen Mehrwert für Patienten und Ärzte abwerfe.

Die erste Frist, die das E Health-Gesetz setzt, ist der 30. Juni 2016. Bis dahin müsse die elektronische Infrastruktur stehen. Darüber sollen Ärzte ab dann die Stammdaten von Patienten organisieren.

Im Oktober 2016 soll der Startschuss für den Medikationsplan fallen, der unerwünschte Arzneimittelereignisse verhindern helfen soll.

Gesetz setzt auf Interoperabilität

Den Autoren des E-Health-Gesetzes ist die Interoperabilität der technischen Lösungen wichtig.

Das vorhandene Netz der Ärzte, das KV SafeNet, soll dafür perspektivisch in die gematik-Infrastruktur integriert werden, soll sich aber via Schnittstellen für andere Leistungserbringer öffnen müssen.

Das Stammdatenmanagement und eine sichere Darstellung von elektronischer Signatur soll zunächst in zwei Großregionen getestet werden, hieß es am Dienstag aus der Regierung.

Für eine Übergangszeit von zwei Jahren sollen Ärzte Anreize dafür erhalten, Arzt- und Entlassbriefe auf elektronischem Weg auszutauschen. Dafür sollen Kassen und Ärzte eine EBM-Ziffer einführen.

Die Ärzte seien bereit, ihr Netz zur Verfügung zu stellen und zu öffnen, hieß es dazu am Dienstag aus der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Dafür müssten komplementäre Netze allerdings die gleichen Sicherheitsstandards wie KV SafeNet erfüllen. Sorgen um die angedrohten Sanktionen macht man sich auch hier nicht. (reh/af)

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. Tino Großmann, Senior Vice President Connectivity bei der CompuGroup Medical

© CGM

„ÄrzteTag extra“-Podcast

„Die eAU wird der entscheidende Meilenstein sein“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: CompuGroup Medical
Videosprechstunden bieten Ärzten und Patienten mehr Flexibilität.

© KRY

Videosprechstunde

Mit Telemedizin zu neuen Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: DMS Digital Medical Supply Germany GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant