Infos aus dem Internet

Nur bedingt eine Hilfe

Informationen aus dem Internet sind in Grenzen eine Hilfe. Sie lösen aber nicht die individuellen Probleme der Patienten. Der Arzt bleibt unverzichtbar.

Veröffentlicht:

HAMBURG. Medizin wiederholt sich permanent - warum also sollte ein Arzt alles immer wieder erklären, was sich Patienten auch über ein Video im Internet erklären lassen könnten?

Dieser Grundgedanke steckt hinter der Videoplattform www.doktor-johannes.de, die der Hamburger Klinikarzt Dr. Johannes Wimmer betreibt. Das Portal kommt auf siebenstellige Abrufzahlen im Monat.

"Die Grundinformationen lassen sich auch anders als über das persönliche Gespräch vermitteln", sagte Wimmer auf dem jüngsten Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik, der sich mit den Auswirkungen des Internets auf die Heilberufe beschäftigte.

Deutlich wurde: Das Internet kann eine Hilfe für Heilberufe und Patienten sein - hat aber seine Grenzen. "Im besten Fall hilft es, dass der Arzt sich wieder mehr auf das persönliche Gespräch konzentrieren kann", resümierte Gastgeber Professor Matthias Augustin vom UKE.

Zehn Prozent der Informationstiefe, so Wimmers Faustformel, für 100 Prozent der Patienten. Alle tiefer gehenden Informationen hält Wimmer im persönlichen Gespräch besser aufgehoben.

Arzt und Journalist Dr. Werner Bartens sieht die Grenzen des Internets für seriöse Informationen schon wegen der individuell sehr verschiedenen Krankheitsverläufe schnell erreicht. Das Argument Zeitersparnis hält er für einen Mythos.

Hamburgs KV-Chef Dr. Walter Plassmann verwies auf Untersuchungen, wonach jeder vierte Patient vor oder nach dem Arztbesuch nach Informationen im Internet sucht. Von Ärzten, so Plassmann, wird dies keinesfalls immer als negativ empfunden - viele glauben auch, dass dies zu einer verkürzten Behandlungszeit führen kann.

Vertrauen, Zuwendung, Glaube sind nicht digitalisierbar

Ein "Ersatz" des Arzt-Patientengesprächs aber ist für Plassmann undenkbar: "Heilung hat viel mit nicht digitalisierbaren Werten zu tun: Vertrauen, Zuwendung, Glaube", sagte Plassmann.

Und auch Kai-Peter Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerkammer, ist skeptisch: "Ohne fundierte fachliche Ausbildung wird es unmöglich, die richtigen von den falschen Informationen zu filtern und mit den individuellen Gegebenheiten abzugleichen und zu bewerten."

Bei aller berechtigten Skepsis forderte Wimmer von seinen Berufskollegen aber, die Chancen des Internets für ihr Fach nicht zu unterschätzen und sich vor Pauschalurteilen zu hüten.

"Der Satz " im Internet habe ich gelesen…." wird von Ärzten gerne als Anzeichen des überlagerten, sprich emotional überforderten Patienten mit hochgradigem Nervpotenzial für den Arzt gesehen."

Wimmer warnte, diese Patienteneinleitung als "dümmliches Fehlverhalten" abzutun. Nach seiner Beobachtung sollten sich viele Ärzte umstellen: "Anstatt die Patienten dort abzuholen, wo die sogenannte Patientenreise beginnt, nämlich online, wird das Internet als vorübergehende Erscheinung ähnlich einer Grippewelle angesehen, das bald vergeht." (di)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Projekt des Innovationsfonds

Praxen in NRW werden zur ePA befragt

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München

Weniger Bürokratie

Wie nützt Digitalisierung?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren