Umfrage
Nur wenige Branchen ohne Kurzarbeit
Rund die Hälfte aller Betriebe im Befragungspanel des Münchener ifo Instituts haben Kurzarbeit angemeldet. Die Zahlen zum Gesundheitswesen sind jedoch wenig aussagekräftig.
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Kurzarbeit ist wegen der Coronavirus-Pandemie bei zahlreichen Unternehmen angesagt.
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München. Reise- und Luftfahrt, Freizeit- und Bekleidungsindustrie, Restaurants und Automobilbau: Die Liste der Branchen, die der Pandemie wegen auf breiter Front Kurzarbeit angemeldet haben, ist lang. Im Durchschnitt aller Branchen konstatiert das ifo Institut aktuell 50 Prozent Kurzarbeitsquote – heißt: Rund die Hälfte aller im Unternehmenspanel des ifo befragten Betriebe fahren personell mit angezogener Handbremse.
Das Firmenpanel des Münchener Wirtschaftsforschungsinstituts umfasst etwa 9000 Betriebe ab mindestens zehn Beschäftigten. An der Spitze in Sachen Kurzarbeit liegen der jüngsten Umfrage zufolge unter anderem Bekleidungshersteller (96 Prozent), Hotellerie (97 Prozent) und Gastronomie (99 Prozent) oder Autobauer und deren Zulieferer (94 Prozent).
Im Kulturbetrieb erreicht die Kurzarbeitsquote 82 Prozent, für kommerzielle Erholungs- und Breitensport-Einrichtungen (Bäder, Golfclubs, Fitness-Studios, Freizeit- und Vergnügungsparks) werden 81 Prozent gemeldet.
„Das schlägt alle Zahlen aus der Finanzkrise von 2009“, versichert der Leiter der ifo Befragungen, Klaus Wohlrabe.
Keine Praxen im Panel
Am unteren Ende der Skala können sich nur wenige über ausbleibenden Leerlauf freuen. Lediglich Pharmaunternehmen, Versicherungen, Energieversorger sowie Betriebe der Abwasserentsorgung haben laut ifo momentan keine Kurzarbeit angemeldet.
Vergleichsweise moderat präsentiert sich darüber hinaus auch die Lage etwa bei Finanzdienstleistern (14 Prozent), der Telekommunikationswirtschaft (17 Prozent), in der Chemieindustrie (30 Prozent) oder im Bauhauptgewerbe (37 Prozent).
Das Gesundheitswesen liegt mit 56 Prozent Kurzarbeitsquote geringfügig über dem allgemeinen Schnitt. Diese Angabe sei jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, so Wohlrabe auf Nachfrage: „Wir haben generell wenige Antworten aus diesem Bereich, weniger als zehn.“
Die Antworten stammten hauptsächlich von Kliniken sowie Betrieben, die unter „sonstige selbstständige Tätigkeiten im Gesundheitswesen“ geführt würden; „letztere waren es vor allem die von Kurzarbeit berichtet haben“, heißt es weiter. Größere Arztpraxen oder MVZ befänden sich gar keine im Panel. (cw)