Prognose

PKV-Beiträge könnten drastisch steigen

Der Bund der Versicherten hat die Finanzlage privater Krankenversicherer unter die Lupe genommen und prognostiziert einen künftigen Prämienanstieg.

Von Friederike Krieger Veröffentlicht:

KÖLN. Privat Krankenversicherte müssen in den kommenden Jahren mit teilweise starken Beitragserhöhungen rechnen. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie des Bundes der Versicherten (BdV) und des Analysten Carsten Zielke.

Sie sehen bei 16 privaten Krankenversicherern (PKV) eine Tendenz zu Prämienanpassungen innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre, die über die sogenannte medizinische Inflation hinausgehen. Die medizinische Inflation bezeichnet die Kostensteigerung im Gesundheitswesen.

Sie beträgt zwischen zwei und sechs Prozent pro Jahr. Laut der Studie handelt es sich bei den fraglichen Unternehmen um die Hallesche, die Universa, den Deutschen Ring, die Gothaer, die Bayerische Beamtenkrankenkasse, den Münchener Verein, die Süddeutsche, die Inter, die Vigo, HUK-Coburg, die Pax-Familienfürsorge, die Nürnberger, Liga, Debeka, Axa und DKV.

16

private Krankenversicherer tendieren zu Prämienanpassungen in den kommenden drei bis fünf Jahre, so eine aktuelle Studie des Bundes der Versicherten.

Bei sieben weiteren Unternehmen erwartet der Versichertenbund, dass sich die Prämien parallel zur medizinischen Inflation entwickeln (Signal, Freie Arzt- und Medizinkasse, Concordia, Union, Barmenia, Continentale, Alte Oldenburger).

Bei 13 Versicherern halten sie eine Prämienentwicklung unterhalb der Kostensteigerung im Gesundheitswesen für wahrscheinlich: Das sind die DEVK, die Mecklenburgische, die LVM, die R+V, die Hanse Merkur, die Arag, Envivas, die VGH, die Württembergische, die Landeskrankenhilfe, Allianz, Central und Ergo Direkt.

Solvenzberichte ausgewertet

Basis dieser Prognose ist eine Analyse der Solvenzberichte von 40 Krankenversicherern, inklusive reiner Zusatzversicherer. Vier Spezialversicherer wurden bei der Einschätzung der Beitragsanpassungen außen vor gelassen.

Ebenso wie Lebens- sowie Schaden- und Unfallversicherer mussten die Krankenversicherer die Solvenzberichte erstmals im Mai 2017 veröffentlichen. Sie sollen Aufschluss über die Finanzlage, die Risiken und die allgemeine Geschäftsentwicklung der Krankenversicherer unter den neuen EU-Eigenkapitalregeln "Solvency II" geben, die seit Anfang 2016 gelten.

Laut BdV-Chef Axel Kleinlein liefern die Berichte "interessante Einblicke" in das Geschäftsgebaren der Versicherer – auch wenn sie transparenter hätten ausfallen dürfen. Dazu zählen etwa die Gewinnerwartungen der Gesellschaften oder ihre Kapitalanlage.

Ein Krankenversicherer, dem es schwer fällt, Gewinne zu erwirtschaften, wird schneller mit Prämienanpassungen reagieren. Gleiches gilt für Gesellschaften, die ihr Kapital besonders risikoarm und damit ertragsschwach anlegen.

Die PKV sorgt regelmäßig mit saftigen Beitragserhöhungen im zweistelligen Prozentbereich für Furore. Dass die Beitragssprünge so heftig ausfallen, liegt auch an der Systematik, mit der Prämienanpassungen in der PKV erfolgen.

Anders als die GKV, die ihre Beiträge jährlich anpassen kann, dürfen PKV-Unternehmen das erst tun, wenn festgelegte Schwellen bei der Steigerung der Leistungsausgaben überschritten werden. Viele Tarife dürfen erst dann angepasst werden, wenn die Kosten um zehn Prozent gestiegen sind.

Dann müssen die Versicherer aber auch andere Faktoren wie das Niedrigzinsumfeld berücksichtigen – was in der Summe zu kräftigen Prämienanhebungen führen kann.

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