Patienten sollen sich als Eigentümer ihrer Daten begreifen

KOPENHAGEN (gvg). IT-Vernetzung im Gesundheitswesen funktioniert nur, wenn Versorgungsprozesse modernisiert werden und die Patientenautonomie steigt. Dieses Fazit zieht die von der EU-Kommission inaugurierte E-Health Task Force.

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In der vor einem Jahr gegründeten E-Health Task Force haben sich Regierungsvertreter aus diversen EU-Mitgliedsstaaten im Frühjahr 2011 auf freiwilliger Basis zusammengetan.

Ziel war es, Bremsklötze für die digitale Vernetzung im Gesundheitswesen zu identifizieren und Maßnahmen zu empfehlen, wie diese aus dem Weg zu räumen sind.

Geleitet wurde die Gruppe von Toomas Hendrik Ilves, dem Staatspräsidenten von Estland. Ilves stellte den Abschlussbericht bei der jährlichen E-Health-Tagung der Europäischen Kommission, die in diesem Jahr in Kopenhagen stattfand, persönlich vor.

Eine wichtige Voraussetzung für funktionierende E-Health-Szenarien sieht das Papier darin, dass Patienten sich stärker als Eigentümer ihrer Daten begreifen und damit verbundene Eigentumsrechte, beispielsweise unbegrenzten Zugriff, auch aktiver einfordern.

Eine idealisierte Welt mit digitaler Vernetzung des Gesundheitswesens

Entsprechend müsse die Politik dafür sorgen, dass die Daten von denen, die sie erzeugen, auch zur Verfügung gestellt oder, wie der Bericht es formuliert, "befreit" werden.

Gesundheitspolitisch schwebt der E-Health Task Force eine etwas idealisierte Welt vor, in der Leistungen und Qualität medizinischer Einrichtungen maximal transparent gemacht werden.

In dieser Welt gibt es außerdem keine organisatorische Trennung unterschiedlicher Sektoren des Sozialwesens, damit eine digitale Vernetzung des Gesundheitswesens nicht deswegen unterbleibt, weil Investitionen und Einsparungen an unterschiedlicher Stelle anfallen.

In Anlehnung an eine sehr viel breiter geführte europäische Debatte schlagen Ilves und seine Mitstreiter vor, auch beim Thema E-Health eine Art Kerneuropa zu bilden.

Den inneren Zirkel würden in diesem Fall jene Länder bilden, die - wie etwa Dänemark, Schweden oder auch Estland - der Datenhoheit der Patienten und der intersektoralen Versorgung einen hohen Stellenwert einräumen und die bereits weit fortgeschrittene E-Health-Landschaften vorzuweisen haben.

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Kommentare
Uwe Schneider 27.05.201210:59 Uhr

Datenhoheit der Patienten in Dänemark?

Meinem Kenntnisstand nach können die Patienten in DK zwar über das Internet Zugriff auf ihre einrichtungsübergreifende elektronische Patientenakte nehmen. Allerdings können sie Zugriffe medizinischer Leistungserbringer nur nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip steuern. Entweder sie gewähren Zugriff oder sie verweigern ihn. Eine inhaltliche Differenzierung wird zwar teilweise angedacht, aber nicht implementiert. Auch ist nur die Einwilligung nach diesem Prinzip vorgesehen, aber keine technische Autorisierung durch den Patienten nötig. Jeder Arzt in ganz Dänemark kann auf jede eEPA komplett zugreifen, wenn er nur online abhakt, dass der Patient vor ihm sitzt und dem zustimmt oder bewusstlos vor ihm liegt und der Zugriff zur Behandlung notwendig sei. Alles in allem eine sehr eingeschränkte Datenhoheit der Patienten. Von Eigentum an seinen personenbezogenen Daten kann da keine Rede sein.

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