Virtuelle Realität

Plädoyer für VR-Therapie auf Kasse

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung fordert die Kostenübernahme der VR-Therapie in der neurologischen Rehabilitation.

Veröffentlicht:

Stuttgart. Die Digitalisierung eröffnet zunehmend neue Wege in der medizinischen Versorgung und Rehabilitation. Patienten, die zum Beispiel nach einem Insult, einer Schädelverletzung oder einer Nervenschädigung Bewegung von neu auf lernen müssen, können dies zunehmend in virtuellen Realitäten (VR) tun.

Immer mehr Kliniken und Behandlungszentren integrieren VR-Systeme nach Aussage der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) in die neurologische Rehabilitation.

Experten der Gesellschaft sind von der Wirksamkeit der Methode überzeugt – und fordern deshalb den Weg zur Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen zu ebnen. Sie sehen die VR-Systeme als Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) im Sinne des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG).

Höhere Therapieintensität

In VR-gestützten Therapieverfahren, die von dem Computerspiel-Bereich inspiriert sind, können Therapeuten den Schwierigkeitsgrad individuell an ihre Patienten anpassen und in deren konventionelle Reha-Maßnahmen integrieren. Dies steigert die Therapiemotivation und somit auch die Therapieintensität.

Das Eintauchen in die virtuelle Scheinwelt funktioniere ganz einfach, der Patient setze eine VR-Brille auf und nichts mehr sei so wie es war. Training am Strand unter Palmen, Punkte sammeln im Wettkampf oder die eigenen Arme und Beine wieder einwandfrei funktionierend erleben – im virtuellen Raum ist alles möglich.

Die neurologische Rehabilitation werde so zum Erlebnis. „Wir beobachten jeden Tag, wie die VR bei den Patienten die Anstrengungsbereitschaft steigert“, verdeutlicht DGKN-Mitglied Professor Tobias Schmidt-Wilcke, Chefarzt der Neurologischen Klinik der St. Mauritius Therapieklinik.

Seit Juni 2019 werden seinen Angaben zufolge in der Rehabilitationsklinik in Meerbusch Patienten mit VR-Systemen behandelt. „Wir haben unsere Therapieangebote mittlerweile ausgebaut und auf spezielle Krankheitsbilder zugeschnitten“, so Schmidt-Wilcke weiter.

Menschlicher Spieltrieb hilft

Erste klinische Studien zeigten, dass sich die Schaffung neuer, ungewohnter Eindrücke aber auch die „Gamifizierung“ positiv auf die Motivation der Patienten auswirken.

So machten sich viele VR-Therapien unter anderem den Spieltrieb des Menschen zunutze – was vor allem in der Reha bei Kindern und Jugendlichen sehr erfolgreich sei. „Die Therapie kann so im Vergleich zur konventionellen Reha intensiviert werden“, konstatiert der Neurologe. (maw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an