Tote nach Glukosetest
Polizei ermittelt gegen zwei Apotheken-Mitarbeiter
Knapp einen Monat nach den Todesfällen durch vergiftete Glukose aus einer Kölner Apotheke gibt es erste Hinweise, wie es dazu kommen konnte. Vieles deutet auf ein Versehen hin.
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Statt Glukose: Bei der giftigen Substanz aus der Kölner Heilig Geist Apotheke, die in Glukose-Tüten abgepackt war, handelte es sich um Lidocainhydrochlorid. Eine Frau und ihr Neugeborenes waren daran gestorben.
© Federico Gambarini/dpa
Köln. Nach dem Tod einer jungen Mutter und ihres Babys durch vergiftete Glukose aus einer Kölner Apotheke ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen zwei Mitarbeiter des Geschäfts. Die Verunreinigung der Glukose sei eher auf ein Versehen als auf Vorsatz zurückzuführen, sagte der Kölner Staatsanwalt Ulrich Bremer am Freitag. Die „Rheinische Post“ hatte zuvor berichtet.
Die Beschuldigten hätten sehr umfangreiche Aussagen zu ihren Aufgaben und den Abläufen in der Apotheke gemacht. Die giftige Substanz – Lidocainhydrochlorid – sei in einem sehr ähnlichen Gefäß gelagert gewesen wie die Glukose. Es gebe aktuell keine Hinweise auf vorsätzliches Handeln.
Es deute vielmehr einiges darauf hin, dass ein Rest des Betäubungsmittels in einen anderen Glukosebehälter gekippt wurde, da man den Rest ebenfalls für Glukose gehalten hatte, erklärte Bremer.
Eine Frau und ihr durch einen Notkaiserschnitt geborenes Baby waren am 19. September an Organversagen gestorben. Zuvor hatte die 28-Jährige eine Glukose-Mischung aus der Kölner Apotheke zu sich genommen.
Weiterer Fund war weniger toxisch
Eine weitere Kundin hatte nach dem anschließenden Aufruf durch die Behörden ein Glukose-Tütchen aus der Apotheke zur Untersuchung zurückgebracht. Einem, Bericht im „General-Anzeiger“ zufolge, waren auch dort Spuren der toxischen Substanz enthalten, die allerdings nicht gesundheitsschädigen gewesen wären.
Die aktuelle Erklärung der Staatsanwaltschaft zu den Vorgängen würde damit auch erklären, warum in verschiedenen, in der Apotheke abgefüllten Glukose-Tütchen unterschiedliche Konzentration des Betäubungsmittels festgestellt worden waren: Die ersten aus dem Gefäß abgefüllten Portionen hätten eine hohe Konzentration gehabt, spätere ein geringere.
Das Präparat war Teil eines Routinetests auf Diabetes in der Schwangerschaft. Erst einige Tage später wurde die Öffentlichkeit informiert und der betroffenen Apotheke untersagt, Medikamente abzufüllen oder selbst zu mischen. Die Apotheke sowie zwei weitere des gleichen Verbundes wurden zudem aus Sicherheitsgründen von der Bezirksregierung vorläufig geschlossen. (dpa)
aktualisiert am 13.10.2019 um 12 Uhr