Pharma

Roche Deutschland hat keine Angst vor Biosimilars

Roche verliert jetzt auch in Deutschland Umsatz durch Nachahmerkonkurrenz für seinen Rheuma-Antikörper Rituximab. Dessen ungeachtet blickt das Management der hiesigen Landesgesellschaften entspannt nach vorn.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Fertigungsstraße für Immundiagnostika bei Roche am Standort Mannheim. Hier werden auch künftige Blockbuster wie die Antikörper Atezolizumab und Ocrelizumab abgefüllt und verpackt.

Fertigungsstraße für Immundiagnostika bei Roche am Standort Mannheim. Hier werden auch künftige Blockbuster wie die Antikörper Atezolizumab und Ocrelizumab abgefüllt und verpackt.

© Roche Diagnostics GmbH

MANNHEIM/GRENZACH-WYHLEN. Erstmals seit Jahren hat Roche in seinem deutschen Pharmageschäft 2017 wieder Federn lassen müssen. Zuletzt sei das 2009 der Fall gewesen, nachdem der Gesetzgeber einen Preisstopp und höhere Rabatte auf festbetragsfreie Produkte eingeführt hatte, berichtete bei einer Telefonkonferenz zu Wochenbeginn Professor Hagen Pfundner, Vorsitzender der Roche Pharma AG und Geschäftsführer der Roche Deutschland Holding. Man befinde sich "in einer Phase der Transformation", die lang erwartete Nachahmerkonkurrenz für den Rheuma-Antikörper Rituximab (MabThera®) und den Krebsantikörper Trastuzumab (Herceptin®) habe jetzt eingesetzt. Demnach sorgten 2017 die ersten Rituximab-Similars für einen Rückgang der Grenzacher Pharma-Unit im Geschäft mit Dritten um 1,6 Prozent (auf 1,85 Milliarden Euro).

Keine dramatischen Rückgänge

Dass die Erosion nicht heftiger ausfiel, sei der guten Nachfrage nach anderen, neueren Roche-Produkten zu verdanken gewesen, heißt es. Deshalb und weil nicht abzusehen sei, wann das erste Trastuzumab-Similar tatsächlich in den Markt kommt – eine Zulassung wurde kürzlich zwar der südkoreanischen Celltrion erteilt, Anstrengungen zur Einführung sind aber noch nicht zu erkennen –, sei es auch schwierig vorherzusagen, wie lange die Übergangsphase im hiesigen Markt dauern werde, so Pfundner.

Er jedenfalls sei zuversichtlich, dass der Umsatz, den man an Biosimilar-Anbieter werde abgeben müssen, auch dieses Jahr wieder an anderer Stelle wettgemacht werden könne; dramatische Erlösrückgänge seien jedenfalls nicht zu erwarten. Und die Neueinführungen, mit denen Roche aufwarte, seien alles andere als zweit- oder drittrangig und hätten daher gute Chancen, in Kliniken und Praxen schnell akzeptiert zu werden:

- Der Checkpointinhibitor Atezolizumab (Tecentriq®) ist seit September 2017 in Deutschland erhältlich. Erste Indikationen sind fortgeschrittenes nicht-kleinzelliges Lungen-Karzinom und Urothel-Karzinom. Mit diesem Anti-PD-L1-Antikörper liefen derzeit über 50 klinische Versuche zu Mono- oder Kombianwendungen, sagte Pfundner. Möglicherweise könnten dieses Jahr noch Zulassungsanträge in Europa für die Kombination von Atezolizumab mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab (Avastin®) gegen Lungenkrebs und gegen fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom erfolgen.

- Ein weiteres vielversprechendes Produkt ist der ALK-Inhibitor Alectinib (Alecensa®), der im November die Freigabe zur Erstlinientherapie eines fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms erhalten hatte.

- Seit Mitte Januar dieses Jahres europaweit zugelassen – und in Deutschland inzwischen auch eingeführt – ist der MS-Antikörper Ocrelizumab (Ocrevus®), mit dem es erstmals nicht nur eine Option gegen schubförmige, sondern auch gegen die primär progrediente Form der MS gebe.

- Mit Emicizumab (Hemlibra®) habe Roche ein Blutermedikament angemeldet, das das Potenzial zum neuen Therapiestandard besitze. Ein Expertengremium der europäischen Oberbehörde EMA hat Ende Januar die Zulassung des bispezifischen Antikörpers empfohlen. Mit der Marktfreigabe durch die Kommission sei in den nächsten Wochen zu rechnen, kündigte Pfundner an.

Emicizumab ahme die Funktion von Faktor VIII nach, provoziere aber keine Antikörperbildung gegen Faktor VIII. Dadurch eigne es sich insbesondere für Patienten, die bereits eine Hemmkörper-Hämophilie entwickelt haben. Da der Wirkstoff nur einmal wöchentlich subkutan gespritzt werden muss, schneidet er auch hinsichtlich Lebensqualität besser ab als die bisher übliche, mehrmals wöchentlich erfolgende intravenöse Medikamentengabe. Emicizumab werde in der Zweitindikation auch für Hämophiliepatienten entwickelt, die noch keine Faktor-VIII-Inhibitoren entwickelt haben.

CGM kostet Teststreifen-Umsatz

Roche Deutschland 2017: Der Umsatz mit Dritten ging um 1,2 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro zurück. Außer im Pharmageschäft büßte auch die Geschäftseinheit Diabetes Care ein (-13 Prozent auf 263 Millionen Euro), was laut Landesleiter Pfundner dem zunehmenden Wechsel von der Teststreifen-Messung auf kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) geschuldet war. Die Mannheimer Diagnostikalinie konnte ihre Verkäufe dagegen um sieben Prozent auf 582 Millionen Euro verbessern. Darüber hinaus profitierten die deutschen Roche-Standorte von der weltweit guten Nachfrage nach den Konzernprodukten: Die verbundinternen Lieferungen nahmen um fast vier Prozent auf 3,8 Milliarden Euro zu.

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