Röslers Rezepte gegen den Ärztemangel

BERLIN (ger). Abschaffung des Numerus clausus fürs Medizinstudium, mehr Studienplätze und eine weitere Liberalisierung des Vertragsarztrechts - das hat Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) in einem Interview gefordert. Er hat damit auch einen Einblick in die weiteren Überlegungen der Bundesregierung zur Gesundheitsreform gegeben.

Veröffentlicht:
Gesundheitsminister Rösler will jungen Ärzten den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern. © Digitalpress / fotolia.com

Gesundheitsminister Rösler will jungen Ärzten den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern. © Digitalpress / fotolia.com

© Digitalpress / fotolia.com

In einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) hat sich Gesundheitsminister Philipp Rösler als Maßnahme gegen den drohenden Ärztemangel für eine Abschaffung des Numerus clausus für Medizinstudenten ausgesprochen. "Der Notendurchschnitt allein sagt nichts darüber aus, ob jemand ein guter Arzt wird", sagte Rösler. Die Fähigkeit zur menschlichen Zuwendung spiele dabei eine große Rolle.

Daher sollten Auswahlgespräche an den Universitäten stärker berücksichtigt werden. "Außerdem muss es mehr Studienplätze geben", so Rösler weiter. Nach seinen Worten will der Gesundheitsminister die Vorschläge zum Medizinstudium "noch in dieser Legislaturperiode politisch auf den Weg bringen". Bei den Ländern habe er bisher eher Zustimmung zu den Überlegungen feststellen können.

Die Ballungsgebiete seien mit Ärzten überversorgt, auf dem Land gebe es jedoch "schon jetzt eine spürbare Unterversorgung", sagte Rösler. Jetzt müsse gegengesteuert werden, weil in den kommenden Jahren eine große Zahl von Ärzten das Ruhestandsalter erreichen wird.

"Wo ein Mangel an Ärzten festgestellt wird, muss flexibler darauf reagiert werden", forderte der Bundesgesundheitsminister im Gespräch mit der FAS. Das hänge "in den seltensten Fällen allein vom Honorar ab", so Rösler. "Wichtiger ist, jungen Ärzten den Weg in die Selbstständigkeit zu erleichtern." So sollten Kommunen und KVen in unterversorgten Gebieten eigene Praxen betreiben und Ärzte anstellen können. Später könnten die Ärzte diese Praxen dann übernehmen.

Auch beim Vertragsarztrecht schweben Rösler offenbar Änderungen vor, zum Beispiel bei den Zweigpraxen: "Wir wollen überlegen, ob man mehr als zwei Filialen genehmigen kann pro Kassensitz", kündigte der Gesundheitsminister an.

Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht Rösler, dessen Frau als Ärztin tätig ist, offenbar als ein Mittel gegen den Ärztemangel an. "Ich glaube, dass Kliniken, die jetzt über Ärztemangel klagen, selber viel dagegen tun können. Sie sind gut beraten, den Klinikalltag anders zu organisieren."

Ein stärkeres Engagement von Kapitalgesellschaften in der ambulanten Versorgung sieht Rösler kritisch. "Reines Renditestreben ist mit einer ethischen Gesundheitsversorgung nicht zu vereinbaren." Es müsse immer gewährleistet sein, dass Entscheidungen über Therapien immer aus medizinischer Sicht gefällt werden. Patienten dürften das auch in den Fällen erwarten, wo Ärzte als Angestellte tätig sind. "Aber unter ärztlicher Leitung sind die Entscheidungsspielräume faktisch größer", sagte Rösler.

Lesen Sie dazu auch: Rösler plant "Landarztquote" für Medizinstudenten

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Beschäftigte arbeiten 2026 2,4 Arbeitstage mehr

Leichtere Umsetzung

DMP Depression wird aktualisiert

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Dr. Jürgen Sobtzick 06.04.201022:51 Uhr

Landärztemangel

Der Beruf des Landarztes ist immer noch einer der schönsten Berufe. Wenn man bereit ist, mehr Zeit zu investieren kann der Landarzt dank der neuen Hausarztverträge wieder ein gutes Einkommen erzielen.Abschreckend sind die zunehmende Bürokratie (von wegen Bürokratieabbau)und eine ständige Regressangst, die mit jeder notwendigen Verordnung verbunden ist.In welchem Beruf, wird man für die Pflichterfüllung bestraft?. Die kurzen Liegezeiten in den Krankenhäusern und eine Zunahme der ambulanten Behandlungen hat die Verordnungslast von Medikamenten und Physiotherapie auf den Hausarzt verlagert.Mit Sorge beobachte ich, dass für die junge Ärztegeneration die Freiberuflichkeit und die Selbständigkeit mit allen Vor-und Nachteilen keinen hohen Stellenwert mehr hat.Die Patienten erwarten aber weiterhin einen freien und unabhängigen Arzt.
Dr.Jürgen Sobtzick 97717 Euerdorf






Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau