Rückschlag und Erfolg wechseln sich ab

NEU-ISENBURG (th). Die Entwicklung neuer Arzneien ist eine wirtschaftlich riskante Angelegenheit, weil viele Millionen Euro in Forschungsprojekte mit ungewissem Ausgang investiert werden müssen. Das gilt für die Biotech-Branche genauso wie für konventionelle Pharma-Unternehmen. Ein Beispiel für die Risiken des Geschäfts ist das Unternehmen GPC Biotech.

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Die Forschung nach neuen Wirkstoffen ist für kleine Biotechfirmen ein großes finanzielles Risiko.

Die Forschung nach neuen Wirkstoffen ist für kleine Biotechfirmen ein großes finanzielles Risiko.

© Foto: dpa

Nachdem 2007 der wichtigste Hoffnungsträger von GPC Biotech, das Prostatakrebsmittel Satraplatin, in der Phase-III-Studie gescheitert war, stand das Unternehmen vor einem Scherbenhaufen. Der Jahresverlust kletterte auf fast 70 Millionen Euro, wie das Unternehmen jüngst berichtet hat. Das Management muss nun die Notbremse ziehen. Einige Forschungsprogramme werden eingestellt, und mit einem stark verkleinerten Mitarbeiterstamm sollen nur noch die hoffnungsvollsten Einzelprojekte weiter verfolgt werden.

Viele Firmen hängen am Tropf einzelner Forschungsprojekte

Dieser Fall ist typisch für einen Teil der deutschen Biotechunternehmen: In den großen Pharmakonzernen sorgt der Mix aus etablierten Medikamenten und Neuentwicklungen für einen gewissen Risikoausgleich. Dagegen hängen viele kleinere Biotechspezialisten am Tropf einzelner Forschungsprojekte. Branchenexperten weisen darauf hin, dass ein großer Teil der Unternehmen zu klein ist, um aus eigener Kraft den dauerhaften Aufstieg in die Gewinnzone zu schaffen. Demzufolge seien bald Fusionen und Übernahmen zu erwarten, heißt es in Branchenkreisen.

Dennoch ist die Branche nicht allein von Schatten geprägt. So hat Morphosys vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass der US-amerikanische Pharmakonzern Schering-Plough die Antikörper-Kooperation fortsetzt und Morphosys damit für ein weiteres Jahr wichtige Lizenzeinnahmen sichert.

Die Unternehmensberatung Ernst & Young weist in einer aktuellen Marktstudie darauf hin, dass die jüngsten Einbrüche bei börsennotierten Biotech-Aktiengesellschaften nicht repräsentativ für den Gesamtsektor seien. Negative Einzelereignisse hätten die grundsätzlich positive Entwicklung verdeckt, so die Unternehmensberater. Nach der Studie befinden sich derzeit mehr Projekte von deutschen Biotechunternehmen in der klinischen Prüfung als noch vor einem Jahr.

"Die Branche ist bei der Produktentwicklung inzwischen deutlich vorangekommen", sagt Julia Schüler, Analystin für Biotechnik bei Ernst & Young. Auch die Kapitalausstattung hat sich 2007 verbessert: Insgesamt konnten die Unternehmen 456 Millionen Euro an Eigenkapital einwerben - fünf Prozent mehr als 2006. Dabei standen Investments von Risikokapitalgebern im Vordergrund, am Kapitalmarkt gab es keinen einzigen Börsengang.

Neue Hoffnung soll für die Branche die Schaffung weiterer Standbeine bringen, so Viola Bronsema, Geschäftsführerin des Biotech-Verbandes BIO Deutschland. Sie verweist in einen Gastbeitrag für eine Fachzeitung auf die technischen Erfolge der Agrar-Biotechnik, beklagt jedoch die geringe Akzeptanz der Gentechnik in Deutschland. Dass dieser Bereich angesichts der Skepsis gegenüber genmanipulierten Pflanzen und Nahrungsmitteln hierzulande ein schnelles Wachstum verzeichnen kann, erscheint eher unwahrscheinlich - und so dürften in näherer Zukunft zunächst Kooperationen und Fusionen im Bereich der medizinischen Biotechnik im Vordergrund stehen.

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