Sanktionen gibt es nicht, aber der Druck auf Ärzte steigt

Seit 2006 gibt es einen festen Zeitplan für die QM-Einführung. Druck auf die Ärzte kommt von Kassenseite.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

Der Zeitplan wurde niedergeschrieben in der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) zum praxisinternen Qualitätsmanagement. Die Pflicht zum QM ist sogar noch älter: Bereits in der Gesundheitsreform 2004 verlangte die Politik von jedem Niedergelassenen, dass er in seiner Praxis auch QM betreibt. Verankert wurde diese Forderung im Sozialgesetzbuch V. Aber ohne Zeitplan war der Druck für viele Ärzte noch zu gering.

Doch seit 2006 steht nun fest: Bis Ende 2009 muss das QM in den Vertragsarztpraxen umgesetzt sein (siehe Kasten). Mehr Zeit haben nur Arztpraxen, die erst nach 2006 ihren Praxisbetrieb aufgenommen haben.

Für niedergelassene Ärzte heißt das also, dass ab dem nächstem Jahr das praxisinterne QM laufen sollte. Dabei besteht nach wie vor keine Pflicht zur Zertifizierung. Und absoluten QM-Verweigerern drohen auch bislang keine Sanktionen von Gesetzgeber oder Kassenärztlicher Vereinigung (KV). Die KVen haben zwar - wie es die QM-Richtlinie des GBA ebenfalls verlangt - bereits im Jahr 2007 Prüfkommissionen gebildet. Jährlich wird auch bei 2,5 Prozent der Vertragsärzte geprüft, wie weit sie mit ihrem QM sind, dabei handelt es sich um eine zufällig ausgewählte Stichprobe. Strafen für Nachzügler oder strikte QM-Verweigerer gibt es aber nach wie vor nicht, bestätigt eine Sprecherin des Kompetenzzentrums Qualitätsmanagement der KV Hessen. Das Schlimmste, was QM-Verweigerern passieren könne, sei ein Beratungsangebot von der KV.

Der Druck auf Ärzte, ein Qualitätsmanagement in der Praxis einzuführen, kommt von anderer Stelle: den Krankenkassen. Immer wieder berichten Ärzte, dass Krankenkassen für die Teilnahme an bestimmten Zusatzverträgen, etwa zur Integrierten oder hausarztzentrierten Versorgung, ein QM-System von den Ärzten fordern.

Aber auch in vielen Ärztenetzen ist es Gang und Gäbe, gemeinsam ein QM-System einzuführen und die einzelnen Praxen zertifizieren zu lassen - eben um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Krankenkassen zu haben.

Der Gesundheitsfonds könnte diesen Druck noch verstärken. Denn seit Jahresbeginn können sich die Krankenkassen von ihrer Konkurrenz nicht mehr über niedrigere Beitragssätze abheben. Sie müssen mit besserer Qualität und mehr Leistungen aufwarten.

Und so sieht der Zeitplan aus:

1. Phase: Planung (hierfür wurde den niedergelassenen Ärzten zwei Jahre Zeit ge- geben. Da die QM-Richtlinie 2006 in Kraft getreten ist, sollte die Planungsphase bereits seit Ende 2007 abgeschlossen sein.)

2. Phase: Umsetzung (diese Phase kann ebenfalls zwei Jahre dauern, also bis Ende 2009)

3. Phase: Überprüfung mit Selbstbewertung und Zielkontrolle (diese Phase sollte 2010 abgeschlossen sein)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Zeichen der Zeit erkannt

Lesen Sie dazu auch: In elf Monaten brauchen Ärzte ein QM-System - kein Problem? QM-ABC: A wie Arbeitsanweisung

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

MVZ

Augenärzte stellen sich gegen Investoren mit Marktmacht

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Freie Berufe

Dreiviertel aller Psychotherapeuten sind weiblich

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Lesetipps
Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus