Sanofi setzt in Höchst auf Biopharmazeutika

Spätestens seit der Übernahme des US-amerikanischen Anbieters Genzyme setzt der französische Gesundheitskonzern Sanofi-Aventis auf das Geschäft mit Biopharmazeutika. Frankfurt-Höchst soll dabei als Speerspitze dienen.

Von Monika Peichl Veröffentlicht:
Jörg-Uwe Hahn (rechts, Hessens Stellvertretender Ministerpräsident), bei der Eröffnung der Zellkulturanlage von Sanofi.

Jörg-Uwe Hahn (rechts, Hessens Stellvertretender Ministerpräsident), bei der Eröffnung der Zellkulturanlage von Sanofi.

© Joppen / Sanofi-Aventis

FRANKFURT/MAIN. Biopharmazeutika sind für den französischen Gesundheitskonzern Sanofi-Aventis ein Entwicklungsschwerpunkt. Ein wichtiger Baustein dafür ist die neue Zellkulturanlage am Standort Frankfurt.

Die Entscheidung für die 30-Millionen-Euro-Investition sei nicht schwer gefallen, sagte Dr. Martin Siewert, Vorsitzender der Geschäftsführung von Sanofi-Aventis Deutschland, bei der Einweihung der Anlage. Es sei allerdings schwer gefallen, sich für die Investition in Deutschland zu entscheiden.

Sanofi beschäftige hier rund 9500 Mitarbeiter und erreiche einen Anteil von 20 Prozent des gesamten nationalen pharmazeutischen Produktionswerts. Über 80 Prozent der Produkte des Standorts Frankfurt-Höchst gingen in den Export, bei dem Diabetes-Insulin Lantus® seien es über 90 Prozent. "Wir hätten dafür eine gewisse Wertschätzung erwartet", so Siewert. Das Unternehmen fühle sich aber nicht immer in Deutschland willkommen.

Jörg-Uwe Hahn, Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident von Hessen, verwies darauf, dass sich die Genehmigungsverfahren in diesem Bundesland in den vergangenen 20 Jahren in Umfang und Zeit auf ein Zwanzigstel reduziert hätten.

Dies sei möglich geworden durch die vollkommene Umstrukturierung der Genehmigungsbehörden. Hessen unterstütze auch durch seine Hochschulpolitik und Fördermaßnahmen für Universitäten und Forschungszentren die Entwicklung der Biotechnik.

Die neue Zellkulturanlage dient der Herstellung von monoklonalen Antikörpern für die präklinische und klinische Prüfung. Derzeit sind noch Testläufe ohne Produkt im Gange, Anfang 2012 soll die Produktion der für Studien benötigten Antikörper-Mengen aufgenommen werden.

Dabei sollen zugleich die Prozesse so weit entwickelt werden, dass sie auf eine Großanlage am französischen Standort Vitry übertragen werden können. Produziert werden sollen etwa Antikörper für die Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn, wofür Sanofi kürzlich eine Lizenzvereinbarung mit dem indischen Unternehmen Glenmark geschlossen hat.

Insgesamt sind nach Angaben von Sanofi derzeit 15 monoklonale Antikörper in der klinischen Entwicklung, eine weitaus größere Zahl sei in der präklinischen Phase. Das Portfolio an Biopharmazeutika werde sich durch die kürzlich besiegelte Übernahme von Genzyme beträchtlich erweitern.

Biopharmazeutika haben laut Sanofi 2010 bereits einen Anteil von 17 Prozent des deutschen Pharmamarkts erreicht. Während 2010 der Gesamtmarkt um 3,4 Prozent gewachsen sei, sei der Umsatz mit Biopharmazeutika um acht Prozent gestiegen.

Deutschland sei in Europa Nummer eins bei der Produktion von Biopharmazeutika und stehe im weltweiten Vergleich auf Platz zwei nach den USA. Im Jahr 2010 sei die Zahl der Präparate in der klinischen Entwicklung um zwölf Prozent auf 516 gewachsen. Monoklonale Antikörper bildeten mit 242 Projekten den Schwerpunkt.

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