USA

US-Regierung geht gegen Mifepriston-Urteil vor

Die Berufung ließ nicht lange auf sich warten: Am Montag hat die US-Regierung ein Urteil angefochten, das die Zulassung von Mifepriston in den USA zur medikamentösen Abruptio aussetzt.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Menschen demonstrierten am Karfreitag in New York gegen die von einem texanischen Bundesgericht ausgesetzte Zulassung des Abtreibungsmedikaments Mifepriston. Inzwischen hat der Justizminister gegen die Entscheidung Berufung eingelegt.

Menschen demonstrierten am Karfreitag in New York gegen die von einem texanischen Bundesgericht ausgesetzte Zulassung des Abtreibungsmedikaments Mifepriston. Inzwischen hat der Justizminister gegen die Entscheidung Berufung eingelegt.

© Milo Hess / ZUMA Press Wire / dpa

Washington. Wie am Freitag angekündigt, geht die US-Regierung gegen ein Gerichtsurteil vor, das die Zulassung des Progesteron-Rezeptor-Antagonisten Mifepriston (Mifeprex® und Generika, hierzulande Mifegyne®) zur Einleitung einer Abruptio aussetzt. Das Justizministerium reichte dazu am Montag (Ortszeit) einen Eilantrag bei einem Berufungsgericht ein. Am Freitag hatte ein Richter im Bundesstaat Texas die Zulassung für Mifepriston ausgesetzt. Der Beschluss sollte Ende dieser Woche in Kraft treten.

In dem Antrag heißt es, dass der Richter zu einer „falschen Einschätzung“ gekommen sei. Das Medikament sei „sicher und wirksam“. „Sollte diese Anordnung in Kraft treten, wird sie Patienten, dem Gesundheitssystem und Unternehmen irreparablen Schaden zufügen.“

Lesen sie auch

Mifepriston wurde im Jahr 2000 in den USA zugelassen.

Erwartet wird, dass der Fall letztlich vor dem Supreme Court landen wird – auch weil ein Gericht im Bundesstaat Washington fast zeitgleich ein Urteil fällte, das der Entscheidung aus Texas zuwiderläuft. „Das ist wie ein Turbo, der den Supreme Court veranlassen könnte, eher früher als später einzuschreiten“, meint Rechtsexperte Stephen Vladeck von der University of Texas. Nach dem Einspruch des Justizministeriums könnte das Oberste Gericht nun direkt tätig werden.

Welcher Richtung folgt der Supreme Court?

Und es ist keineswegs sicher, dass die konservative Mehrheit am Supreme Court der Auffassung des Richters Matthew J. Kacsmaryk aus Texas folgt. Denn sein Urteil hätte weitreichende Konsequenzen. „Wenn diese Entscheidung Bestand hat, wird es praktisch kein zugelassenes Medikament mehr geben, das vor solchen politischen, ideologischen Attacken sicher ist“, heißt es in einer Stellungnahme von US-Präsident Joe Biden.

Erstmals in der Geschichte hat ein Bundesgericht eine Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA kassiert. Das betroffene Mittel ist schon seit 23 Jahren auf dem Markt. Aber der von Ex-Präsident Donald Trump ernannte Richter stellte sich auf die Seite der Kläger, die argumentierten, Mifepriston hätte wegen Sicherheitsbedenken niemals zugelassen werden dürfen.

Einige Juristen heben hervor, dass der Richter seine 67 Seiten umfassende Urteilsbegründung ungewöhnlich verfasst habe. „Das liest sich nicht wie eine juristische Meinung, sondern wie eine aktivistische Beschwerde“, so die Einschätzung von Harvard-Professor Ameet Sarpatwari. Kacsmaryk habe sich mit diesem Urteil keinen Gefallen getan.

Konsequenzen auch für umstrittene Impfstoffe?

Auch Lawrence Gostin, Wissenschaftler der Georgetown University, geht wie andere Beobachter davon aus, dass der Fall bald beim Supreme Court landet. „Das ist ein frontaler Angriff auf die Legitimität der FDA“, sagt er. Dies stelle die Hoheit der Behörde in den Genehmigungsverfahren für Arzneimittel infrage.

Konsequenzen für Impfstoffe oder andere umstrittene Behandlungen sind nicht ausgeschlossen. Problematisch ist das nicht zuletzt für die Pharmakonzerne, die sich auf die Rechtssicherheit der FDA-Zulassungsverfahren verlassen müssen.(dpa/KNA)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Verurteilung wegen versuchten Totschlags

Kranke Patientin gestorben – Bewährungsstrafe für Pfleger

Das könnte Sie auch interessieren
Pflanzenzweige in Reagenzgläsern

© chokniti | Adobe Stock

PMS? Phytotherapie!

Evidenzbasierte Phytotherapie in der Frauenheilkunde

Anzeige | Bionorica SE
Packshot Agnucaston

© Bionorica SE

PMS? Phytotherapie!

Wirkmechanismus von Agnucaston® 20 mg

Anzeige | Bionorica SE
Mönchspfeffer Pflanze

© Lemacpro / AdobeStock

Phytotherapie bei PMS

Wissenschaftliche Kurzinformation zu Agnucaston® 20 mg

Anzeige | Bionorica SE
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Der Kampf gegen HP-Viren ist ein Schwerpunkt der Initiative Vision Zero.

© Pornpak Khunatorn / Getty Images / iStock

Welt-HPV-Tag

Krebs verhindern: Jugend gegen HPV impfen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Lähmt Bürokratie jetzt auch schon die ärztliche Weiterbildung, Dr. Weber?

Lesetipps