„Bärendienst erwiesen“ für die Digitalisierung

Bitkom kritisiert gematik für Verbot von Video-Ident-Verfahren

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Patienten in Deutschland bräuchten einen unkomplizierten Zugang zu digitalen Versorgungsangeboten, fordert Bitkom.

Video-Ident-Verfahren: Eine ältere Dame hält ihren Reisepass in Richtung Kamera des Tablet-PC, damit sie identifiziert werden kann: Patienten in Deutschland bräuchten einen solchen unkomplizierten Zugang zu digitalen Versorgungsangeboten, fordert der Branchenverband Bitkom. (Symbolbild mit Fotomodell)

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Berlin. Der Branchenverband Bitkom kritisiert die Entscheidung der gematik, das Video-Ident-Verfahren in der Telematikinfrastruktur zu untersagen. Er fordert einen unkomplizierten Zugang zu digitalen Versorgungsangeboten für die Patienten. Die gematik hatte am Dienstag (09.08.2022) den Krankenkassen mit sofortiger Wirkung die Nutzung von Video-Ident-Verfahren untersagt.

Dazu erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder in einer Mitteilung: „Mit dem pauschalen und unangekündigten Verbot von Video-Ident-Verfahren bei Krankenkassen hat die gematik den Patientinnen und Patienten in Deutschland einen Bärendienst erwiesen. Statt Anbieter mit Verdacht auf Sicherheitslücken anzusprechen und Lösungen zu erarbeiten, wurden alle Dienste pauschal gesperrt.“

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Wer jetzt digitale Gesundheitsangebote nutzen möchte, für die eine Authentifizierung notwendig ist, müsse persönlich in einer Filiale der Krankenkasse oder der Post erscheinen. Betroffen von dem Verbot sind vor allem Versicherte, die eine elektronische Patientenakte nutzen wollen.

Das erfordert eine sichere Authentifizierung, die von einigen Krankenkassen auch über das Video-Ident-Verfahren ermöglicht wurde. Mit dem Verbot werde nun eine unnötige Hürde auf dem Weg zu einer digitalen Gesundheitsversorgung aufgebaut. Die ohnehin schleppend verlaufende Einführung der elektronischen Patientenakte werde damit unnötig erschwert, so Rohleder.

Ministerium: „Patientendaten sind sensible Daten“

Das Bundesgesundheitsministeriums (BMG) hingegen begrüßt die Reaktion der gematik. „Patientendaten sind sensible Daten“, erinnerte ein Sprecher des BMG am Mittwoch. Sie müssten unbedingt geschützt werden.

Patienten in Deutschland bräuchten einen unkomplizierten Zugang zu digitalen Versorgungsangeboten, der höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht wird, zugleich aber nutzungsfreundlich und pragmatisch ist, fordert der Bitkom in seiner Mitteilung. Die Sofort-Identifizierung per Video sei essenziell, um digitale Dienste schnell, sicher und einfach verfügbar zu machen.

Das Video-Ident-Verfahren sei deshalb auch integraler Bestandteil digitaler Angebote in vielen Branchen. Video-Ident-Anbieter ohne Sicherheitslücken müssten daher auch bei den Krankenkassen umgehend wieder für Identifizierungsverfahren zugelassen werden.

„Höchste IT-Sicherheitsanforderungen in Deutschland“

„Deutschland verfügt europaweit über die höchsten IT-Sicherheitsanforderungen. Es ist daher gut, wenn Sicherheitslücken entdeckt und behoben werden. Wegen einzelner Sicherheitsvorfälle, die sich in der digitalen Welt ebenso wenig ausschließen lassen wie in der analogen Welt, darf man aber nicht wie mit einem Bulldozer das Video-Ident-Verfahren als solches platt machen“, sagt Rohleder.

Die Debatte zeige im Übrigen auch: Der digitale Nachweis der eigenen Identität gewinne weiter an Bedeutung. „In Deutschland und Europa brauchen wir eine einheitliche eID als verlässlichen digitalen Identitätsstandard.“ (mn/schu)

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