Kapitalanlage

Vermögensverwalter öffnen sich für neues Kundensegment

Vermögensverwalter adressieren nicht mehr nur Anleger mit einem Mindest-Invest in Höhe von 250.000 Euro. Bereits mit 25.000 Euro können Kunden jetzt dabei sein. Verbraucherschützer sehen die Offerte der Vermögensverwalter, die mit viel Transparenz werben, kritisch – wegen der Kosten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Sind Vermögensverwalter wirklich die richtigen Ansprechpartner, wenn es um die Geldanlage geht? Verbraucherschützer sind skeptisch.

Sind Vermögensverwalter wirklich die richtigen Ansprechpartner, wenn es um die Geldanlage geht? Verbraucherschützer sind skeptisch.

© Gina Sanders / Fotolia

Neu-Isenburg. Kauft ein Sparer bei seiner Bank Fondsanteile, muss er dafür einen Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent zahlen. Diese Gebühr fließt als Provision an die Bank.

„Dadurch entstehen gleich mehrere Nachteile für Anleger“, sagt Stefan Loipfinger, Herausgeber des Finanzinformationsdienstes Investmentcheck.de.

„Der Ausgabeaufschlag verteuert das Anlageprodukt und schmälert damit die Rendite.“ Darüber hinaus bestehe die Gefahr, „dass Bankberater nicht den Fonds empfehlen, der für den Kunden am besten geeignet ist, sondern jenen, mit dem das Geldhaus die höchste Provision kassiert“, sagt Loipfinger.

Fix-Gebühr statt Provision

Anders sieht es bei unabhängigen Vermögensverwaltern aus. Sie investieren das Geld ihrer Kunden nach einer mit diesen abgestimmten Strategie in Aktien, Anleihen und Fonds und erheben dafür eine Fix-Gebühr von maximal 1,5 Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Damit sind sämtliche Leistungen abgegolten.

„Investieren unabhängige Vermögensmanager in Fonds, müssen ihre Kunden dabei keine Ausgabeaufschläge zahlen“, sagt Markus Kiefer, Leiter Unternehmenskommunikation bei der V-Bank in München, die sich auf die Depot- und Kontoführung für Vermögensverwalter spezialisiert hat.

Allerdings konnten bislang nur wenige Anleger die Dienste solcher Vermögensberater nutzen. Je nach Anbieter lag der Mindestanlagebetrag zwischen 250.000 und einer Million Euro. Inzwischen aber bieten mehrere dieser unabhängigen Finanzdienstleister ihre Dienste auch Kunden an, die geringere Beträge anlegen wollen. Dafür haben sie sogenannte Depotstrategien entwickelt. Deren Bandbreite reicht vom konservativen Werterhalt über hohe Dividendenerträge bis hin zur riskanteren Gewinnmaximierung.

Online aus mehr als 60 Strategien wählen

„Das Kapital aller Anleger, die sich für eine bestimmte Strategie entscheiden, wird dabei zusammengefasst und dann gemeinsam in die jeweils dafür ausgesuchten Wertpapiere investiert“, sagt Kiefer. „Dadurch sind Investitionen für Privatanleger bereits ab einer Mindestanlagesumme von 25.000 Euro möglich.“

Ob die Strategien der einzelnen Anbieter aufgehen, wie sich einzelne Konzepte miteinander kombinieren lassen, das können Anleger nun auf der Internetplattform www.v-check.de der V-Bank kostenlos unbegrenzt ausprobieren. Sie können dabei aus mehr als 60 Strategien wählen, ein virtuelles Test-Depot eröffnen und beobachten, wie sich die einzelnen Anlagekonzepte entwickeln.

„Veränderungen in dessen Wertentwicklung werden wie bei einem echten Kauf jederzeit nachvollzogen“, sagt Kiefer. „Wenn sich ein Anleger dann sicher fühlt, kann er digital ein echtes Depot eröffnen und sein Geld über den ausgewählten Vermögensverwalter an der Börse investieren.“

Sparer, die eine solide Rendite bei möglichst geringen Gebühren erzielen wollen, sollten Strategien wählen, die direkt in Aktien investieren. Die Depots der Vermögensverwalter sind mit maximalen Jahresgebühren von 1,5 Prozent nicht teurer als die meisten aktiv verwalteten Aktienfonds, bei denen jährliche Managementgebühren von bis zu 1,8 Prozent anfallen.

Bei Strategien, die ihrerseits in Fonds anlegen, müssen Anleger hingegen sowohl die Jahresgebühr des Vermögensmanagers als auch die jährliche Verwaltungsgebühr der Fonds zahlen.

Indexfonds als Alternative

Verbraucherschützer raten sowohl von aktiv gemanagten Fonds wie den Dienstleistungen der Vermögensverwalter ab. „Diverse Studien zeigen, dass aktives Anlagemanagement langfristig den Markt nicht schlagen kann“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Anleger können sich deshalb die Gebühren von Fondsmanagern und Vermögensverwaltern sparen.“

Stattdessen sollten sie auf börsennotierte Indexfonds setzen, „die möglichst weltweit investieren“, sagt Nauhauser. Diese Indexfonds, kurz ETF genannt, bilden passiv die Kursentwicklung von Börsenindices wie dem deutschen Dax nach. Deshalb fallen nur geringe Jahresgebühren von meist weniger als 0,3 Prozent an. Zudem gibt es keine Ausgabeaufschläge, da Anteile ausschließlich über die Börsen gehandelt werden.

„Um die Entwicklung der globalen Aktienmärkte nachzubilden, eignen sich ETF auf den FTSE All World oder den MSCI All Country World“, sagt Nauhauser. „Diese Indices bilden die Kursentwicklung von mehreren tausend Unternehmen in Industrie- und Schwellenländern nach – und damit das Geschehen an allen bedeutenden Börsen der Welt.“

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