Studie

Viele Apotheker haben Angst vor E-Rezept

Mit der digitalen Verordnung wird die Lieferfähigkeit der Apotheken auf die Probe gestellt.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Mitte vorigen Jahres überraschte der Apothekerdachverband ABDA mit Eigeninitiative in Sachen E-Rezept. Doch auf eine Standesmehrheit zugunsten dessen Einführung kann die oberste Interessenvertretung der freiberuflichen Pharmazeuten bislang nicht bauen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Münchner Unternehmensberatung Dr. Kaske.

Danach sehen über die Hälfte der Apotheker im E-Rezept „nur Nachteile“ (14 Prozent) oder „mehr Nachteile“ (43 Prozent) für ihr Geschäft. Lediglich rund ein Viertel kann sich mit der digitalen Verordnung anfreunden und sehen darin „nur Vorteile“ (sechs Prozent) oder doch wenigstens „mehr Vorteile“ als Nachteile (23 Prozent). Die restlichen 14 Prozent geben sich unentschieden.

Als größtes Risiko des E-Rezepts wird von den insgesamt 235 Apothekern, die sich an der Studie beteiligten, Kundenabwanderung zu Versandapotheken genannt (42 Prozent). 24 Prozent befürchten, dass digitale Verordnungen die Retaxationsfreude bei den Kassen weiter befeuern könnte und 27 Prozent glauben, die pharmazeutische Beratung werde leiden. Lediglich vier Prozent befürchten eine Steuerung der Rezeptzuweisung durch die Kostenträger.

Von den 5000 für die Studie befragten Verbrauchern würde rund die Hälfte eine digitale Verordnung – nicht nur, aber auch – online einlösen, also zwecks Medikamentenbezugs nicht mehr immer ein Geschäft persönlich aufsuchen wollen. Nach Ansicht der Unternehmensberater ist realistischerweise mit einer Umsatzverlagerung durch E-Rezepte „von stationär zu online“ in einer Größenordnung „von über 5,0 Milliarden Euro“ zu rechnen.

Wobei „Online“ nicht zwingend Versandapotheke heißt; auch Vor-Ort-Apotheken könnten ja mit Lieferdiensten am online vermittelten Handel partizipieren. Was sich jedoch nicht alle leisten können: Dr. Kaske prognostiziert deshalb, dass im ungünstigsten Fall bis 2030 rund 7500 Apotheken schließen werden. (cw)

Mehr zum Thema

HIV-Prävention

HIV-PrEP: Mangellage mit fatalen Folgen

Bürokratieabbau in der Praxis

Kinderärzte fordern Abschaffung der Kinderkrankschreibung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“