Impfung gegen Schweinegrippe: In Flächenländern sind meist die Hausärzte gefragt

Jedes Bundesland regelt die Pandemie-Impfung für sich. Nicht überall werden viele Niedergelassene gebraucht.

Von Hauke Gerlof

Öffentlicher Gesundheitsdienst oder Ärzte - oder doch eine Kombination aus beidem? Was es bedeutet, ein föderal organisierter Staat zu sein, zeigt sich gerade bei den Pandemie-Impfplänen gegen das Schweinegrippe-Virus. Die Länder kaufen den Impfstoff beim Hersteller GlaxoSmithKline in Dresden. Der Transport und die Verteilung liegen schon in der Verantwortung der Länder. Und je nach Pandemieplan und je nach Erfolg der Verhandlungen mit Ärzten und Apotheken sind sehr unterschiedliche Lösungen dafür gefunden worden, wie der Impfstoff unter die Leute gebracht werden soll. Nur die Empfehlungen der STIKO gelten bundesweit einheitlich.

Teilweise sind in den Ländern noch nicht alle Details geregelt. Vor allem die Einbindung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes variiert, abhängig auch von der geografischen Struktur des Landes. Drei Beispiele für unterschiedliche Herangehensweisen seien genannt:

  • Bremen: Der Stadtstaat im Norden sieht sich selbst in einer Sonderrolle. Ein pharmazeutischer Großhändler hole die Impfstoffe beim Hersteller in Dresden ab und sei für den gekühlten Transport, für die Lagerung und für die Verteilung zuständig, erläutert Dr. Matthias Gruhl vom Gesundheitsressort der Hansestadt. In Bremen übernehmen Betriebsärzte und Gesundheitsämter die Impfung der im Gesundheitswesen Beschäftigten sowie der Polizei und der Feuerwehr. Patienten in Alten- und Pflegeheimen - zunächst die, die zu den Risikopatienten gehören - werden von Ärzten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen geimpft. "Den Rest" übernehmen etwa 30 große Praxen in Bremen und Bremerhaven.
  • "Sowohl die Ärzte in den Praxen als auch die des MDK sind dann als Verwaltungsgehilfen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes tätig", beschreibt Gruhl die rechtliche Konstruktion in Bremen. Man habe eigens größere Praxen ausgewählt, damit diese auch mit dem Ansturm der Patienten umgehen könnten. "Impfsprechstunden nur am Mittwoch Nachmittag oder am Samstag werden möglicherweise nicht reichen, da kann es auch sein, dass teilweise einer in der Praxis eine Zeit lang nur Impfungen macht", sagt Gruhl.

    Die öffentliche Kampagne sei weitgehend vorbereitet, sie soll über Aufrufe in den Medien, Plakate und im Internet laufen. 25 Prozent der Bevölkerung seien chronisch krank. Man werde die Bürger nach Alphabet aufrufen, damit nicht alle auf einmal kommen. Gruhl: "Bei der Feintarierung müssen wir sicher etwas üben."

  • Hessen: Im teils ländlich, teils städtisch strukturierten Hessen fährt die Landesregierung eine gemischte Strategie. Auch hier soll der Impfstoff zentral gelagert werden und dann an Gesundheitsämter und an ausgewählte Apotheken verteilt werden, die genügend Kühlkapazitäten haben. Die Impfungen übernehmen dann zunächst Betriebsärzte (Feuerwehr, Polizei, Kliniken) sowie die Gesundheitsämter (Hebammen, Pflegekräfte, etc.).
  • "Andere Patienten, die an einer Impfung Interesse haben, sollen sich an Hausärzte wenden", beschreibt Ulrike Grzimek vom Landesgesundheitsministerium in Wiesbaden das weitere Procedere. Das regele sich dann von selbst über den ganz normalen Anmeldevorgang. Dass zunächst Risikopatienten Vorrang haben, sei ja bekannt. Die Apotheken würden die Impfstoffe in 10-er-Dosen ausliefern. Ärzte, die nicht genügend Patienten haben, müssten sich mit Kollegen zusammentun. Dafür stünden bei Bedarf auch die Räume des öffentlichen Gesundheitsdienstes zur Verfügung, so Grzimek.

  • Bayern: In Bayern läuft nach Auskunft einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums alles wie immer. Die Impfstoffe werden über Großhändler an Apotheken verteilt und gehen dann an impfende Ärzte. "Für die Impfung ist viel Beratung nötig, da ist es am besten, wenn das der Arzt des Vertrauens übernimmt", so die Sprecherin. Man empfehle, Impfsprechstunden abzuhalten, da der Impfstoff (je zehn Dosen) nach Öffnung nur 24 Stunden haltbar ist.
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