In der DRG-Falle
Wenn nur noch die Flucht in die Menge hilft
Mengenausweitungen und Kostensteigerungen in Deutschlands Kliniken treiben die Politik um. Wie darauf reagiert werden kann, will Hessen vormachen.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Krankenhäusern bleibt unter den Bedingungen des DRG-Systems oftmals gar nichts anderes übrig, als die Mengen zu steigern, sagt der Referatsleiter Krankenhausversorgung im Hessischen Sozialministerium Jochen Metzner.
Angesichts steigender Kosten bei immer weniger Fördermitteln könne ein Krankenhaus auf Dauer nicht mehr überleben, wenn es nicht die Fallzahlen erhöhe, sagte Metzner beim 14. Münchner Klinik Seminar.
Vor allem in Ballungsräumen versuchten Kliniken auf Kosten anderer Häuser mehr Leistungen zu erbringen. Dabei müsse auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung einerseits und finanzieller Fehlanreize andererseits zwischen "schlechten" und "guten" Mengensteigerungen unterschieden werden.
Eine Lösung könnte in der Absenkung einzelner Leistungen bestehen, wie sie das InEK (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus) beispielsweise bei den Wirbelsäulenoperationen beschlossen hat: Für Rückenoperationen werden künftig nur noch 3000 statt bisher 10.000 Euro bezahlt, berichtete Metzner.
Kommunaler Klinikverbund in Hessen geplant
Auf Expertenebene gebe es Überlegungen, das DRG-System zu einem Individualsystem zurückzuentwickeln und auf Klinikebene differenzierter zu gestalten. Vermutlich werde auch die doppelte Degression, die dazu führt, dass Abschläge bei Mehrleistungen auch auf den Landesbasisfallwert durchschlagen, wieder abgeschafft.
Dabei sollte allerdings auch berücksichtigt werden, dass echte Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, nicht abgestaffelt werden dürfen. "Bei elektiven Eingriffen könnte man dagegen einen hohen Abschlag nehmen", meinte Metzner.
Die Behauptung, es gebe zu viele Krankenhäuser und zu viele leer stehende Betten, greife zu kurz. "Es gibt nicht unbedingt zu viele Krankenhäuser, aber es gibt zu viele Einzelkämpfer", so Metzner.
In Hessen solle daher ein Verbund kommunaler Kliniken geschaffen werden. Geplant sei der Zusammenschluss zu einem "Konzern öffentlicher Krankenhäuser" unter dem Dach einer Management-Holding.
Voraussetzung für ein Gelingen des Vorhabens sei allerdings, "dass auf der kommunalpolitischen Ebene der Mut besteht, loszulassen", erklärte Metzner. (sto)