Schwierige Risikobewertung

Wie gefährlich sind Botanicals?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung ringt mit Pflanzen-, Algen-, Pilz- und Flechtenextrakten. Sichere Zufuhrmengen sind nur schwer zu bestimmen.

Veröffentlicht:
Unkontrollierter Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln birgt möglicherweise Risiken.

Unkontrollierter Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln birgt möglicherweise Risiken.

© von Lieres - Fotolia.com

BERLIN. Aus allen Teilen der Welt sind mittlerweile Nahrungsergänzungsmittel (NEM) aus Pflanzen-, Algen-, Pilzen- oder Flechtenextrakten über das Internet leicht zugänglich geworden. Daten zur Sicherheit solcher Botanicals für die menschliche Gesundheit und zu den Eigenschaften einer Vielzahl der darin enthaltenen bioaktiven Substanzen sind allerdings nur in beschränktem Umfang verfügbar.

Dies bringe Herausforderungen mit sich, sowohl bei der Durchführung von Risikobewertungen der aktiven Verbindungen als auch bei der Ableitung von sicheren Zufuhrmengen für diese Stoffe. Darauf machte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor Kurzem in Berlin aufmerksam.

Das BfR erachtet NEM für gesunde Personen, die sich abwechslungsreich und ausgewogen ernähren, in der Regel zwar als nicht notwendig. Es gebe jedoch Ausnahmen, so BfR-Präsident Professor Andreas Hensel, "beispielsweise Folsäure für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere."

Frauen, die schwanger werden wollten oder könnten, und Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel empfiehlt das BfR, ergänzend zu einer Folatreichen Ernährung Folsäure in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen. Dadurch könne das Risiko eines Neuralrohrdefekts beim Kind verringert werden.

Wie das BfR betont, könne der unkontrollierte NEM-Konsum mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Verbraucher seien deswegen für einen achtsamen Umgang mit NEM zu sensibilisieren und sollten auch über mögliche Risiken aufgeklärt werden. Welche Rolle behandelnde Ärzte in diesem Kontext spielen sollten, ließ das BfR indes offen.

Kürzlich hatten die Verbraucherzentralen mehr Risikobewusstsein gegenüber NEM angemahnt, woraufhin auch der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) kritisierte, dass Konsumenten insbesondere pflanzlicher NEM "derzeit nicht ausreichend geschützt" seien. (maw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma Agenda: Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Arzneimittelversorgung in der EU: Status und Ausblick aus Sicht der GKV

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Ursula Günther 02.02.201709:01 Uhr

Und was ist mit dem sog. Carrageen??

Ich frage mich schon seit einiger Zeit, wie "gesund" wohl der Zusatz von Carrageen aus Rotalgen in Milchprodukten, vor allem wohl in Sahne, sein mag? Weiß darüber jemand Näheres??
Dr. med. Ursula Günther, Viernheim

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Assoziation zwischen Cannabis und MACE

Kiffen schlägt wohl aufs Herz

Lesetipps
Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes