Aufruf an Politik und Bürger
Wissenschaftsorganisationen warnen vor Kontrollverlust bei Corona-Eindämmung
Die Präsidenten der Forschungsorganisationen richten angesichts der aktuellen Corona-Fallzahlen einen dramatischen Appell an die Politik.
Veröffentlicht:Berlin. Schnell, deutlich und nachhaltig handeln: Mit diesem Appell haben sich die Präsidenten der großen Wissenschaftsorganisationen zu Wort gemeldet und warnen vor einem Kontrollverlust bei der Eindämmung der Coronavirus-Pandemie.
In einer gemeinsamen Erklärung, die mit „Es ist ernst“ betitelt ist, sprechen sich Deutsche Forschungsgemeinschaft, Nationale Akademie Leopoldina, Fraunhofer- und Max-Planck-Gesellschaft sowie Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft dafür aus, alle Bürger müssten ihre Kontakte ohne Vorsichtsmaßnahmen auf ein Viertel reduzieren. Dies sollte in allen Bundesländern, Städten und Kreisen einheitlich gelten.
Überlastung der Gesundheitsämter verhindern
Deutschland befinde sich im Vergleich zu seinen Nachbarn noch in einer „etwas früheren Phase des Anstiegs der Fallzahlen“. Schreibe man aber die bisherige Entwicklung der Zahl der Neuinfizierten seit Anfang Oktober in einer Exponentialfunktion fort, dann könnte es in einem „Worst-Case-Szenario“ Ende November bis zu 90.000 Neuinfizierte pro Tag geben, „falls keine wirksamen Maßnahmen getroffen werden“.
Im Kern gehe es darum, eine Überlastung der Gesundheitsämter zu verhindern, die auf eine Infektion mit Nachverfolgung von Kontakten und der Isolation dieser Personen reagieren. Der sogenannte Kipppunkt, ab dem Gesundheitsämter die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehen können, sei in vielen Kreisen und Städten bereits überschritten.
Ziel müsse es sein, die Fallzahlen zu reduzieren, bevor die Bettenauslastung in den Kliniken kritisch wird. Eine weitere Auslastung der Intensivbetten hinzunehmen, bevor konsequent gegengesteuert wird, werde „in eine Krisensituation der Krankenversorgung führen“, warnen die sechs Autoren. Der Schlüssel, um die Kontrolle wiederzugewinnen, liege darin, die Zahl der ungeschützten Kontakte durch Befolgen der AHA+L-Regeln zu reduzieren. (fst)