Witten/Herdecke kann wieder investieren

Lange hing ein Damoklesschwert über der privaten Universität Witten/Herdecke. Ein neues Finanzkonzept schafft Luft für den Ausbau von Lehre und Forschung in der Medizin.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Witten kann auch künftig seinen Status als Universitätsstadt behalten.

Witten kann auch künftig seinen Status als Universitätsstadt behalten.

© Foto: dpa

Im Jahr 2013 wird die Medizinische Fakultät der Universität Witten/Herdecke (UWH) ein anderes Gesicht haben als heute. Dann gibt es dort mehr als 500 Studienplätze für angehende Mediziner, verglichen mit 250 heute. Seit 2008 nimmt die älteste private Hochschule Deutschlands jedes halbe Jahr 42 neue Medizinstudierende auf, davor waren es einmal im Jahr 42.

Das problemorientierte Lernen bleibt

Sie müssen für ihr Studium deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Die Ausbildung kostet im Durchschnitt 41 000 Euro, statt früher 30 000 Euro. Am problemorientierten Lernen, das die Medizinerausbildung in Witten/Herdecke bekannt gemacht hat, werde die Uni festhalten, sagt der wissenschaftliche Direktor Dr. Martin Butzlaff der "Ärzte Zeitung".

Die von der Hochschule geschaffenen eigenen Prüfungsformen für das Physikum und das erste Staatsexamen würden in Zusammenarbeit mit anderen Universitäten weiterentwickelt, berichtet er. "Sie sind praxisnäher als das MultipleChoice-Verfahren."

Die Erhöhung der Studierendenzahl und der Studiengebühren sind Teil des Sanierungskonzepts für die UWH, die Ende vergangenen Jahres wegen massiver finanzieller Schwierigkeiten kurz vor dem Aus stand. Mit der Software AG Stiftung hat sie jetzt einen neuen Hauptsponsor gefunden. "Das war ein Durchbruch", sagt Butzlaff (wir berichteten).

Der Wissenschaftsrat hatte der medizinischen Fakultät Mitte 2005 schwere Mängel in Forschung und Lehre vorgeworfen und die Akkreditierung in Frage gestellt. Im Juli 2006 hatte die UWH ein Konzept zur Neuausrichtung vorgelegt. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, neue Institute und Lehrstühle einzurichten." Die Hochschule könne bereits substanzielle Fortschritte nachweisen.

Die Schaffung des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin und Familienmedizin sieht er als wichtigen Schritt. In keiner anderen medizinischen Fakultät spiele die Allgemeinmedizin vom ersten Semester an eine so große Rolle. Durch den Lehrstuhl für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin rücke ein Fach in den Mittelpunkt, das bislang wenig Aufmerksamkeit erhalten habe.

Im Mittelpunkt stehen vor allem praxisnahe Fächer

Wichtige Impulse verspricht sich Butzlaff von den neuen Instituten für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen und für Gesundheitssystemforschung. "Wir investieren vor allem in die praxisnahen Fächer und in Bereiche, in denen an anderen Universitäten nicht so intensiv geforscht wird."

Ein wichtiges Signal für die Forschung sei, dass die UWH mit einem Helmholtz-Institut als Partnerstandort ins Deutsche Zentrum für neurogenerative Erkrankungen einbezogen wird. Die Hochschule wird die Versorgungsforschung in den Mittelpunkt stellen.

Das Finanzierungskonzept

Das neue Finanzierungskonzept der Universität Witten/Herdecke (UWH) gilt als Grundlage dafür, dass das Land Nordrhein-Westfalen seine Förderung wieder aufnimmt. Sie beläuft sich auf 4,5 Millionen Euro pro Jahr. Die für 2008 verweigerten Gelder sollen hälftig in 2009 und 2010 gezahlt werden. Die Software AG Stiftung als neuer Hauptsponsor stellt eine Bürgschaft von zehn Millionen Euro und zahlt für vier Jahre jährlich eine Million Euro.

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