Zertifikate - jetzt sind Entscheidungen gefragt

Viele Anleger haben auch Zertifikate im Depot. Wer diese nach dem 14. März 2007 erworben hat, für den ist der 30. Juni ein entscheidendes Datum. Halten oder Verkaufen - das ist die Frage.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Wie viel ist von jedem Euro Gewinn an den Fiskus abzuführen? Das entscheidet sich unter anderem danach, wie lange ein Zertifikat gehalten und wann es verkauft wird.

Wie viel ist von jedem Euro Gewinn an den Fiskus abzuführen? Das entscheidet sich unter anderem danach, wie lange ein Zertifikat gehalten und wann es verkauft wird.

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Hintergrund für den Entscheidungsdruck: Anleger können die Erträge von Zertifikaten nur noch dann dauerhaft steuerfrei vereinnahmen, wenn sie die Papiere bis zum 14. März 2007 erworben haben. Für Anleger, die Zertifikate nach diesem Termin gekauft haben, gelten andere Regeln - "und diese sind ziemlich kompliziert", sagt Steuerberater Achim Albert von der Kanzlei Rausch und Kollegen in Hösbach. Konkret sollte auf Folgendes geachtet werden:

  • Haltedauer mehr als ein Jahr und Gewinne: Ärzte, die sich in dieser Situation befinden, sollten nach Alberts Rat das Zertifikat vor dem 30. Juni 2009 verkaufen. Dann können Sie den Spekulationsgewinn komplett einstreichen. Warten Sie über diesen Termin hinaus, kassiert der Fiskus die Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Soli-Zuschlag und eventuell Kirchensteuer - also mindestens 26,38 Prozent.
  • Haltedauer über ein Jahr und Verlust: In dieser Konstellation ist es sinnvoll, das Zertifikat über den 30. Juni hinaus im Depot zu lassen. "Anleger können den Verlust dann mit anderen Spekulationsgewinnen, etwa aus Fondsverkäufen, verrechnen", sagt Steuerberater Albert. Wer aber nach einem Jahr Haltedauer vor dem 30. Juni verkauft, kann den Verlust steuerlich nicht geltend machen, sondern muss ihn allein tragen.
  • Haltedauer am 30. Juni unter einem Jahr und Gewinn: Investoren, die im Plus sind, aber bis zum 30. Juni die Haltedauer von einem Jahr nicht erfüllen, um den Gewinn steuerfrei zu kassieren, sollten das Papier über den Termin hinaus halten. Denn: Wird das Zertifikat am 1. Juli verkauft, besteuert das Finanzamt die Gewinne nicht mit dem persönlichen Steuersatz, der bis zu 44,3 Prozent betragen kann, sondern mit der niedrigeren Abgeltungssteuer.
  • Haltedauer am 30. Juni unter einem Jahr und Verlust: Für Ärzte in dieser Situation geht es darum, aus dem Verlust das Beste zu machen. Das ist möglich, indem sie das Zertifikat vor dem 30. Juni verkaufen. "So können sie den Verlust mit dem höheren persönlichen Steuersatz geltend machen statt mit der geringeren Abgeltungssteuer", sagt Albert.

Für Zertifikate gelten steuerlich ganz eigene Regeln.

Der steuerliche Aspekt sollte zwar nicht der einzige Grund für Anlageentscheidungen sein. Dennoch sollten kühl kalkulierende Anleger die Renditedifferenzen der steuerlichen Szenarien durchrechnen, bevor sie sich entscheiden. Dazu ein Beispiel: Wer vor über einem Jahr 15 000 Euro in ein Zertifikat investiert hat und 1500 Euro Gewinn verbucht, kann diesen im Lauf des Juni zu 100 Prozent steuerfrei einstreichen. Wartet er bis zum Juli, muss das Zertifikat um weitere 537,45 Euro zulegen, damit der Nettogewinn nach Abzug der Steuer ebenfalls 1500 Euro beträgt.

Ein Zertifikat verbrieft dem Inhaber die Teilnahme an der Kursentwicklung bestimmter Basiswerte. Rechtlich gesehen sind Zertifikate Anleihen und geben damit dem Inhaber keine Eigentums- und Aktionärsrechte an dem Unternehmen, sondern ein Schuldrecht gegenüber dem Emittenten. Die Bonität des Emittenten spielt deshalb eine wichtige Rolle. Das hat die Pleite von Lehman gezeigt.

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