Junge Ärzte
Zusammen arbeiten, Synergien nutzen!
Wie sieht die Rolle des Arztes von morgen aus? Der bayerische Kammerchef Dr. Max Kaplan sieht junge Ärzte im Spannungsfeld zwischen Freiberuflichkeit und wachsender Unfreiheit durch immer neue Aufgaben.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Wer den freien ärztlichen Beruf erhalten möchte, muss etwas dafür tun. So lautete das Fazit von Dr. Max Kaplan bei einer Veranstaltung der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) zum Start in den Beruf.
Das Berufsbild des Arztes, so der Kammerchef, erfahre derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Der müsse von den Ärzten bewusst mitgestaltet werden. Andernfalls drohten sie angesichts von Ökonomie- und Bürokratie-Vorgaben ins Hintertreffen zu geraten. Die Arbeit für und mit dem Patienten bleibe zwar weiter Kern des Arztberufs. Aber auch wirtschaftliche, technologische und rechtliche Aspekte müssten mehr Beachtung finden.
Die "Ärzte Zeitung" hat ein eigenes Online-Angebot für junge Ärzte geschaffen – unter anderem mit Blogs aus Medizinstudium und Weiterbildung.
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"Nur" Arzt zu sein, das sei heute kaum noch möglich. Doch alles zu delegieren hat ebenfalls seine Tücken: "Wenn wir alles weitere anderen überlassen, laufen wir Gefahr, fremdbestimmt zu werden, und genau das gilt es zu verhindern", sagte Kaplan. Gerade Studierende und Weiterbildungsassistenten stünden vor der Aufgabe, sich mit vielen neuen Anforderungen auseinanderzusetzen. Sie starteten in ein Berufsfeld mit Rahmenbedingungen, die es vor nicht allzu langer Zeit so nicht gab. Die alternde Bevölkerung, technologische Fortschritte, ökonomische Herausforderungen sowie wachsende Komplexität erforderten viele Anpassungen.
Zusammenarbeit wird wichtiger
Im Gesundheitssystem gehe es für Ärzte nun besonders darum, wie sie im bestehenden System gut arbeiten können. Dabei gebe es nicht zuletzt einen Wettbewerb um die besten Kooperationen. Um die neuen Anforderungen zu meistern, müsse sich die Zusammenarbeit zwischen Disziplinen und Sektoren grundsätzlich verbessern. Einzelpraxen würden immer seltener, gemeinschaftliche Versorgungsformen mehr. Die Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen und Disziplinen sei für den Erfolg wichtiger als früher.
Jeden Tag verteidigen
Angesichts der wachsenden Verdichtung und Komplexität von Arbeit werde Delegation wichtiger. Und: Mehr als je zuvor müssten sich Ärzte heute für ihr Tun rechtfertigen. Das sei beispielsweise der Fall, wenn es um Qualitätsaspekte gehe, um die Zulässigkeit von Kooperationsarten und natürlich Behandlungskosten.
All dem stehe auf der anderen Seite ihre grundsätzliche Entscheidungsfreiheit gegenüber. "Wir sind dabei, das jeden Tag zu verteidigen", beschrieb Kaplan die Rolle der Kammer. Angesichts ausufernder staatlicher Reglementierungen sei dies notwendig. Ärztliche Entscheidungsfreiheit sei kein Selbstzweck, sondern eine notwendige Voraussetzung für das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt.
Gleich doppelt gefordert seien Ärzte durch die Digitalisierung. Einerseits müssten sie selbst fit werden, um die neuen Möglichkeiten in ihrem Arbeitsalltag nutzen zu können. Gleichzeitig kämen heute immer mehr Patienten zum Arzt, die sich vorher selbst umfassend informiert haben. Das stelle neue Anforderungen an die Arzt-Patienten-Kommunikation.
"Das ist unsere Aufgabe, den Patienten zu beraten und ihm beizustehen, um mit diesem Wissen entsprechend umgehen zu können", resümierte Kaplan.
Paternalistisches Verhalten sei angesichts der Entwicklungen nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen sollte der Arzt-Patienten-Austausch auf Augenhöhe stattfinden und Entscheidungen sollten gemeinsam abgesprochen und getroffen werden.