Zweitmarkt: Geschlossene Fonds im Aufwind

Die Umsätze an den Zweitmärkten für den Handel mit geschlossenen Fonds gehen steil nach oben. Viele Investoren sind Privatanleger.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Windkraftanlagen gelten als lukrative Geldanlage und werden auch als geschlossene Fonds gehandelt.

Windkraftanlagen gelten als lukrative Geldanlage und werden auch als geschlossene Fonds gehandelt.

© Smit / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Immer mehr Privatanleger entdecken die Zweitmärkte für den Handel mit Anteilen geschlossener Fonds als Investmentchance. Auf den beiden etablierten Plattformen in Deutschland ist das Transaktionsvolumen im vergangenen Jahr drastisch gestiegen.

An der von den Börsen Hamburg, Hannover und München betriebenen Fondsbörse Deutschland wurden 2010 Anteile an geschlossenen Immobilien-, Schiffs-, Solar- und Windkraftfonds im Gesamtwert von 162,5 Millionen Euro gehandelt. Ein Plus von 93,5 Prozent gegenüber 2009.

Am stärksten gefragt waren dabei Anteile geschlossener Immobilienfonds, auf die 69 Prozent des Transaktionsvolumens entfielen. "Das vergangene Jahr hat uns den höchsten Handelsumsatz seit Beginn des gesamten Zweitmarkts beschert", sagt Vorstand Alex Gadeberg.

Vor rund zehn Jahren hatte die Börse Hamburg die erste Plattform für den Handel mit Anteilen der Beteiligungsmodelle ins Leben gerufen.

Der seit 2006 am Markt aktive Mitbewerber Deutsche Zweitmarkt verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatzanstieg von 40,9 Prozent auf 48,47 Millionen Euro. Für das kräftige Plus sorgten vor allem private Anleger.

"Im vergangenen Jahr wurden bei uns 50,22 Prozent aller Fondsanteile von privaten Käufern erworben", sagt Deutsche-Zweitmarkt-Vorstand Björn Meschkat.

"Im Jahr zuvor betrug ihr Anteil nur 32,11 Prozent, 2008 waren es gar nur 12,4 Prozent." Bei der Fondsbörse Deutschland waren 2010 sogar 72 Prozent der Käufer Privatanleger.

In den Jahren zuvor waren auf beiden Plattformen vor allem institutionelle Investoren wie speziell auf den Zweitmarkthandel ausgerichtete Beteiligungsgesellschaften als Erwerber aktiv.

Dass private Käufer auf den Zweitmarkt setzen, sei eine Folge der Finanzkrise, sagt Fondsbörse-Deutschland-Vorstand Gadeberg. "Viele Sparer verlassen sich nicht mehr auf ihre Vermögensberater, sondern nehmen ihre Investments selbst in die Hand."

Die auf den Plattformen gehandelten Fonds sind bereits mehrere Jahre aktiv. Die Anleger können prüfen, ob die Beteiligungsmodelle seit Auflegung kontinuierlich die prospektierten Einnahmen und Ausschüttungen erzielt und geleistet haben.

Für Anteile an Top-Fonds zahlen Käufer deshalb hohe Preise: Anteile des von der Deutsche-Bank-Tochter RREEF aufgelegten DB Real Estate Olympia Einkaufszentrum München wechselte 2010 zum 6,6-Fachen des Emissionskurses den Besitzer. Die Verkäufer erzielten damit zusätzlich zu ihren bisher erhaltenen Ausschüttungen einen Gewinn von 660 Prozent.

"Im Jahresschnitt betrug der Handelskurs 2010 jedoch nur 54,32 Prozent des Nominalwertes", sagt Gadeberg. Denn Schnäppchenjäger erwarben Anteile von Fonds in Schieflage zu hohen Abschlägen auf den Ursprungspreis. Sie setzen darauf, dass die Beteiligungsmodelle wieder in die schwarzen Zahlen kommen.

Das ist nicht ohne Risiko: Wird ein Fonds insolvent, müssen die an den früheren Eigentümer der Anteile geleisteten Ausschüttungen vom neuen Anteilseigner zurückgezahlt werden.

Gadeberg: "Vor dem Anteilskauf sollten sich Anleger deshalb bei ihrem Rechtsanwalt und Steuerberater informieren."

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