Adipositas

Telemedizin motiviert beim Abspecken

Therapien bei Adipositas haben das Problem, dass sie meist entweder teuer sind oder nur eine geringe Wirkung haben. Als hilfreich hat sich ein telemedizinischer Ansatz erwiesen.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Dank Telemedizin soll das Abspecken bei Adipositas funktionieren.

Dank Telemedizin soll das Abspecken bei Adipositas funktionieren.

© Kurhan / Fotolia

Die richtige Dosis macht's beim Telemonitoring. Die Fernüberwachung von Patienten in der Adipositas-Therapie hilft, Patienten zu motivieren, sie senkt die Therapiekosten und bringt ein effektives Ergebnis. Diese Bilanz des von ihm entwickelten ABC-Programms zog Professor Claus Luley vom Universitätsklinikum Magdeburg bei der Telemedizin-Sitzung beim Internistenkongress.

Das ABC-Programm wird seit fast zehn Jahren angewendet und ist durch Studien recht gut belegt. ABC steht dabei für Active Body Control. 100 Ärzte seien bundesweit für das Programm geschult und wendeten es an, sagte Luley. Das Prinzip sei relativ einfach: In einem etwa 90-minütigen Arzt-Patienten-Kontakt wird der Patient in das Programm eingewiesen und für den Einsatz des Aktivitätssensors, den er am Gürtel trägt, geschult. Im Einsatz ist der "Aipermotion", den das Telemedizin-Unternehmen Aipermon entwickelt hatte.

Zwei Ziele würden über das Programm verfolgt, so Luley weiter:

-Den Kalorienverbrauch durch Bewegung (bei sitzenden Tätigkeiten 500-600 Kilokalorien pro Tag) auf mehr als 1000 Kilokalorien steigern.

-Die Kalorienzufuhr um 500 Kilokalorien pro Tag durch Diät reduzieren.

-Der Aktivitätssensor erfasst die Bewegung, zum Beispiel die Gehstrecke. -Zeiten mit Fahrradfahren und Schwimmen müssten eingegeben werden, so Luley. -Die Energiezufuhr protokolliere der Patient -ebenfalls -selbst, wobei grobe Angaben wie "groß/mittel/klein" zum Frühstück genügten.

-Nach dem Erstkontakt erhalte der Patient dann einmal in der Woche ein Feedback – als Brief oder per E-Mail. Dort werden die Ergebnisse grafisch dargestellt, es gibt einen kleinen motivierenden Text des betreuenden Arztes, und außerdem könne der Patient sich mit anderen vergleichen.

-Die durch Studien über durchschnittlich 8,1 Monate mit insgesamt 800 Patienten belegten Ergebnisse zeigten, dass die mittlere Abnahme der adipösen Patienten bei 11,7 kg gelegen habe. In einer Studie mit Diabetikern hätten 82 Prozent der Teilnehmer die physiologisch relevanten mindestens fünf Prozent des Körpergewichts abgenommen, die Hälfte hätten um zehn oder mehr Prozent des Gewichts abgenommen. -Bei 70 Prozent sei ein Absetzen oder Reduzieren der Diabetes-Medikation möglich gewesen.

-Am stärksten wirke das Programm in den ersten sechs Monaten. "Nach zwölf Monaten nehmen die Patienten wieder zu. Die Erfahrung zeigt aber, dass 75 Prozent der 12-Monats-Gewichtsabnahme erhalten bleiben", so Luley. Bei jedem sechsten Teilnehmer seien die Ergebnisse so gut, dass ihnen die bariatrische Chirurgie erspart bleibt-, um von ihrem Gewicht herunterzukommen-.

-Dabei sei das Programm sehr kostengünstig: Knapp 500 Euro seien für Gerät plus Arzthonorar zu bezahlen. Krankenkassen übernähmen teilweise die Kosten für das Programm, berichtete Luley.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

© Springer Medizin Verlag

Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren