Hilfe gegen Teenager-Schwangerschaften

DÜSSELDORF (grue). Frauenärzte melden eine steigende Zahl ungewollter Schwangerschaften bei jungen Mädchen. Auf dem Fortbildungskongreß der Frauenärztlichen Bundesakademie (FBA) in Düsseldorf wurde daher jetzt die Einrichtung von mehr Mädchen-Sprechstunden empfohlen.

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Allein im vergangenen Jahr wurden 13 000 junge Mädchen unter 18 Jahren schwanger. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche wird für 2004 ähnlich hoch geschätzt wie im Jahr 2003 mit 7900 Abbrüchen. Ob ausgetragene Schwangerschaft oder Abbruch - beides belaste junge Mädchen enorm und habe meist erhebliche berufliche und soziale Konsequenzen für sie, sagte Professor Elisabeth Merkle aus Bad Reichenhall.

    Frauenärzte empfehlen Sprechstunden für Mädchen.
   

Verhütung sei für viele Jugendliche kein Thema. Acht von zehn Mädchen im Alter bis 16 Jahre wüßten zum Beispiel nicht, an welchen Zyklustagen sie fruchtbar sind. Es sei Teenagern außerdem schwer zu vermitteln, daß eine vergessene Anti-Baby-Pille den Empfängnisschutz mindert, obwohl die einwöchige Pillenpause zwischen zwei Packungen unkritisch ist.

Auch Jungs könnten "Nachhilfe" in Sachen Verhütung gebrauchen, etwa Tips, wie ein Kondom richtig benutzt wird. Und die Annahme "Beim ersten Mal kann nichts passieren" sei leider auch weit verbreitet, so Merkle.

Die Gynäkologin plädierte für die Einrichtung von mehr Mädchen-Sprechstunden. Hier könne auf das Thema Verhütung eingegangen werden, ohne daß gleich eine gynäkologische Untersuchung auf dem Programm stehe. "Solch ein Angebot nutzen schon 13jährige Mädchen", so Merkle.

Oft sitze die Mutter im Wartezimmer, aber das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin führten die Jugendlichen am liebsten allein. Häufig werde dann natürlich nach der Pille gefragt. Merkle empfiehlt dann ein niedrigdosiertes Präparat oder einen hormonhaltigen Vaginalring, der nur einmal im Monat gewechselt wird.

Für junge Frauen ab 20 Jahren komme nach umfassender Beratung auch die Spirale in Frage. Die Frauenärztin beklagte, daß in vielen Familien nicht mehr über Fragen zu Sex und Partnerschaft gesprochen werde. Nur so sei zu erklären, weshalb sich "Verhütungsmärchen" hartnäckig halten.

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