Ein ordentlicher Alkohol-Kater läßt sich kaum vertreiben

WEINHEIM (sko). Wie Pappnase und Schminke so gehört für viele Jecken der Alkohol zu den tollen Tagen dazu. Der Preis ist dann gewöhnlich ein ordentlicher Kater. Wirklich helfen gegen den Brummschädel kann nur die Abstinenz - Extrakte aus Feigenkakteen und Artischocken helfen dagegen kaum, glaubt man den Ergebnissen einer Meta-Analyse.

Veröffentlicht:

Die Liste der Maßnahmen gegen die lästige Befindlichkeitsstörung nach übermäßigem Alkoholgenuß ist lang. Angefangen von Klassikern wie Aspirin und Rollmops über Vitamin-cocktails oder das heiße Bad bis hin zu erneutem Alkoholgenuß ist dort alles zu finden. Doch welche dieser Methoden läßt sich mit wissenschaftlichen Resultaten untermauern?

Immerhin acht placebokontrollierte Studien zum "alcohol hangover" hat das Team um Dr. Max Pittler von der Peninsula Medical School in Exeter bei einer Literaturrecherche ausgemacht (BMJ 331, 2005, 1515).

Geprüft wurden darin Nahrungsergänzungen wie Hefe, die in Borretsch-Samen enthaltene Gamma-Linolsäure, Artischocken- oder Feigenkaktusextrakt, aber auch medikamentöse Strategien mit Antiemetikum, Betablocker oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR).

Zwar ergab die eine oder andere Studie kleine Erfolge bei der Kater-Bekämpfung, die auch durchaus signifikant waren. So konnte die prophylaktische Einnahme des NSAR Tolfenamin Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Durst, trockener Mund und Tremor signifikant reduzieren.

Doch die Aussagekraft dieser Studie läßt sehr zu wünschen übrig: Zum Beispiel tranken die Testpersonen in kleinen Gruppen im eigenen Tempo, die Menge des Alkohols wurde dabei nicht gemessen. Und auch die übrigen Studien, die einen Effekt der geprüften Maßnahme erahnen ließen, wiesen doch erhebliche methodische Schwächen auf.

"Es standen nur einfach randomisierte Untersuchungen zur Verfügung, meist war die Zahl der Testpersonen sehr klein und alle Studien verwendeten unvalidierte Punktskalen", kritisiert Pittler. Solange die Pathologie des Alkohol-Katers nicht genauer untersucht worden sei, werde es kaum effektive Therapien geben.

Der Schluß liegt nahe, daß der Alkoholkonsum steigen könnte, wenn tatsächlich ein wirksames Mittel gegen den Brummschädel zur Hand wäre. Das Gegenteil jedenfalls, daß der Kater vom Alkoholkonsum abhält, trifft nach den bisherigen Erkenntnissen nicht immer zu. In seiner Veröffentlichung stellt Pittler ganz pragmatisch fest: "Der effektivste Weg zur Vermeidung des Katers besteht darin, sich in Mäßigkeit oder Enthaltsamkeit zu üben."

Lesen Sie dazu auch: Hefe und Paracetamol - das hilft am ehesten bei Brummschädel

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau