Drei Bomben beenden den Urlaub auf dem Sinai

NEU-ISENBURG (dpa/fe). Mindestens 80 Tote - zumeist Ägypter - und über 100 Verletzte haben die verheerenden Terroranschläge am frühen Morgen des Samstag im ägyptischen Urlaubsort Scharm el Scheich gefordert. Erst 32 Todesopfer konnten identifiziert werden, elf Schwerverletzte mußten in ein Krankenhaus der Hauptstadt Kairo geflogen werden. Deutsche Urlauber sollen weder unter den Todesopfern noch unter den Verletzten gewesen sein.

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Die drei Bomben gingen in der Nacht zum Samstag in Scharm el Scheich und dem benachbarten Touristenzentrum Naama Bay hoch. Die erste Explosion ereignete sich um 1.15 Uhr Ortszeit (0.15 Uhr MESZ) auf einem belebten Basar der Stadt, als eine Autobombe explodierte. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete, es habe sich dabei um ein Selbstmordattentat gehandelt.

Wenige Minuten später raste nach Angaben von Augenzeugen bei dem schwersten der drei Anschläge offenbar ein zweiter Selbstmordattentäter mit einem Auto in die Eingangshalle des Ghazala-Garden-Hotels in Naama Bay. Ein Wachmann, der ihn aufhalten wollte, wurde getötet.

Ein Teil des Hotels stürzte ein. Die dritte Bombe, die vermutlich in einer Tasche versteckt war, explodierte auf einem Parkplatz vor einem Café, das vor allem von ägyptischen Hotelangestellten besucht wird. Nach Augenzeugenberichten rannten die Menschen nach den Explosionen in Panik auf die Straße.

Es war der schwerste Anschlag in Ägypten seit dem 17. November 1997. Damals töteten islamistische Attentäter in der oberägyptischen Stadt Luxor 58 Urlauber, darunter vier Deutsche, sowie vier Ägypter.

In einer auf einer Internetseite veröffentlichten Botschaft erklärte eine Terrorgruppe namens "Brigaden des Märtyrers Abdullah Assam der El-Kaida-Organisation in Groß-Syrien und Ägypten", die Attentate seien ein Schlag gegen "Kreuzfahrer, Zionisten und das abtrünnige ägyptische Regime". Die Echtheit der Botschaft war zunächst nicht festzustellen. Die Deutsche Botschaft in Kairo hat sofort einen Krisenstab eingerichtet und zur Betreuung möglicher deutscher Betroffener ein Team nach Scharm el Scheich entsandt.

Noch am Samstag, verstärkt aber am Sonntag, ließen sich deutsche Urlauber nach Hause fliegen. Die großen Reiseveranstalter wie TUI oder Thomas Cook charterten Sondermaschinen oder leiteten Maschinen aus Luxor und Hurghada kommend nach Scharm el Scheich um.

Großzügig zeigten sich diese Veranstalter an deutschen Flughäfen. Ägyptenreisende konnten, wenn sie es denn wollten, ihren Urlaubsort umbuchen. Kleinere Reiseveranstalter zeigten sich hingegen sperrig bis ablehnend, da das Auswärtige Amt keine spezielle Warnung für Ägypten ausgesprochen hat.

Auf der Internetseite des Amtes steht lediglich: "Als vorrangige Ziele müssen weiterhin Orte mit Symbolcharakter gelten. Dazu zählen religiöse Versammlungsstätten, Regierungs- und Verwaltungsgebäude, Verkehrsinfrastrukturen (einschließlich Luft-, Bahn- und Seeverkehr), Wirtschafts- und Tourismuszentren sowie Orte mit großen Menschenansammlungen." Aktuelle Reisewarnungen gibt es ausschließlich für die Länder Haiti, Afghanistan, Irak, Somalia, die Demokratische Republik Kongo und die Zentralafrikanische Republik.

Nicht nur in Scharm el Scheich, auch in Istanbul ging am Samstag eine Bombe hoch. Der Sprengsatz war unter einem Tisch in einem Restaurant im historischen Teil Istanbuls explodiert. Zwei Niederländer sowie ein Kellner wurden verletzt. Erst eine Woche zuvor waren bei einem Bombenanschlag im Urlaubsort Kusadasi fünf Menschen getötet worden.

Geringer Sachschaden entstand bei einer Explosion eines kleinen Sprengsatzes im Zentrum der spanischen Pilgerstadt Santiago de Compostela. Der Sprengsatz war vor einer Bank in der Stadtmitte deponiert. Heute feiert die Stadt ihren Schutzpatron, den Heiligen Jakob.

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