Ernährungsstudie

Wie viel darf‘s denn sein für die Gesundheit?

Jeder fünfte Todesfall weltweit geht auf falsche Ernährung zurück, so das Ergebnis einer umfangreichen Untersuchung. Doch die Studie hat Schwachpunkte.

Veröffentlicht:
Viel Obst, Gemüse und Vollkorn: Das tut auch dem Herzen gut, so das – wenig überraschende – Ergebnis einer aktuellen Studie.

Viel Obst, Gemüse und Vollkorn: Das tut auch dem Herzen gut, so das – wenig überraschende – Ergebnis einer aktuellen Studie.

© udra11 / stock.adobe.com

NEU-ISENBURG. Weltweit sterben jedes Jahr 11 Millionen Erwachsene an den Folgen einer suboptimalen Ernährung: Das haben die Autoren einer Studie im Fachmagazin „The Lancet“ errechnet (doi: 10.1016/S0140-6736(19)30041-8 ). Danach hat im Jahr 2017 Fehlernährung insgesamt 255 Millionen behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALYs) gekostet, so die Forscher.

Die meisten Tote habe es durch kardiovaskuläre Erkrankungen infolge ungesunder Ernährung gegeben (10 Millionen Tote und 207 Millionen DALYs), gefolgt von Krebs und Typ-2-Diabetes. Die größten Probleme seien zu viel Salz, ein zu niedriger Konsum von Vollkornprodukten und zu wenig Obst und Gemüse.

In Deutschland sind demnach vorletztes Jahr 162 Todesfälle pro 100.000 Einwohner auf ungesunde Ernährung zurückzuführen.

Insgesamt liegt Deutschland auf Platz 38 von 195 berücksichtigten Staaten. Die wenigsten solchen Todesfälle je 100 000 Einwohner gibt es demnach in Israel, Frankreich und Spanien (Plätze eins bis drei), die meisten auf den Marshallinseln, in Afghanistan und in Usbekistan (Plätze 193 bis 195).

Die Forscher haben in der umfangreichen Untersuchung Ernährungsstile unter die Lupe genommen, die zu nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Herzkreislauf-Krankheiten, Krebs oder Diabetes Typ 2 führen können. Nicht berücksichtigt wurden Todesfälle, die auf Mangelernährung, Hunger oder Alkoholmissbrauch zurückzuführen sind, wie Toni Meier von der Universität Halle-Wittenberg erklärt, der an der Studie beteiligt war.

Was sind die Einschränkungen der Studie?

Die Untersuchung hat mehrere Knackpunkte: So basieren die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krankheiten meistens auf Beobachtungsstudien, die bekanntlich nur Assoziationen, aber keine Evidenzen liefern.

Zudem habe man Confounders – wie Alter, Geschlecht und sportliche Aktivitäten – einbezogen, könne aber natürlich nicht den Einfluss von anderen Störfaktoren auf die Studienergebnisse ausschließen, räumen die Autoren selbst ein. Auch sei die Wahrscheinlichkeit eines Publikationsbias hoch, da nur wenige der einbezogenen Studien konkrete Ergebnisse zu Diätaspekten veröffentlicht haben. (ajo, teilweise mit dpa-Material)

Lesen Sie dazu auch: Globale Gesundheit: Ernährung und Y-Chromosom – zwei globale Gesundheitsrisiken

Mehr zum Thema

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen