Burn-out im Betrieb: IG Metall ruft nach dem Gesetzgeber

Betriebsräte spüren, dass sich der Stress in ihrem Betrieben ausbreitet. Der IG Metall-Vorstand fordert daher vom Gesetzgeber eine "Antistress-Verordnung".

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BERLIN (af). Psychische Erkrankungen und das Burn-out-Syndrom entwickeln sich zur ausgeprägtesten Krankheits-Epidemie der Arbeitswelt. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage unter Betriebsräten.

86 Prozent der Betriebsräte nehmen demnach den Anstieg psychischer Erkrankungen als ernst zu nehmendes Problem wahr. 73 Prozent finden, dass es in ihren Betrieben zu wenig Hilfen für Burn-out-Betroffene gebe.

Zusammenfassend sieht die IG Metall die Ursachen für die zunehmende Gefährdung der psychischen Gesundheit der Beschäftigten in der Leistungsverdichtung und dem Leistungsdruck, der in der Finanzkrise weiter zugenommen habe.

Immer mehr Arbeitnehmer befänden sich in einem "Wechselbad der Emotionen zwischen Boom und Krisenangst", sagte Dr. Hans-Jürgen Urban, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse am Dienstag in Berlin.

20.000 Betriebsräte hat die IG Metall Mitte September angeschrieben, also noch vor dem Rücktritt Ralf Rangnicks als Schalker Trainer. 3878 haben geantwortet.

Urban forderte den Gesetzgeber auf, der neuen "Volkskrankheit" Burn out mit einer Antistress-Verordnung zu begegnen. Arbeitgeber sollten mehr in den Gesundheitsschutz investieren. Urban kündigte an, das Thema Gesundheit im Betrieb auch in Tarifverhandlungen zu tragen.

Eine Antistress-Verordnung könnte nach Ansicht Urbans unter anderem die Pflicht zu Gefährdungsanalysen und Obergrenzen bei den Arbeitszeiten vorschreiben. Stressprävention solle den gleichen Stellenwert erhalten wie Lärmschutz am Arbeitsplatz oder die Sicherheit beim Umgang mit Gefahrstoffen.

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat ermittelt, dass Ärzte in Deutschland knapp 100.000 Menschen mit Diagnosen krankgeschrieben haben, die auf Burn-out hindeuteten.

1,8 Millionen Fehltage waren die Folge. Der BKK-Bundesverband beziffert die Produktionsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen auf 26 Milliarden Euro im Jahr.

Das Bundesgesundheitsministerium moderiert die Aktion "Unternehmen unternehmen Gesundheit", die auf eine Initiatives des früheren Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zurückgeht.

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