KOMMENTAR
Schonender Blick ins Embryo-Erbgut
Sollte sich in weiteren Studien bestätigen, dass eine Gen-Analyse Aufschluss darüber geben kann, ob künstlich erzeugte Embryonen eine normale Entwicklung durchlaufen, dann käme das tatsächlich einer Revolution in der Reproduktionsmedizin gleich. Eine Revolution prophezeien zumindest australische Reproduktionsmediziner, die das Gen-Analyse-Verfahren entwickelt haben.
Durch die - in Deutschland verbotene - Analyse wäre es möglich, nach der In-vitro-Fertilisation nur noch einen Embryo statt maximal drei Embryonen in den Uterus zu übertragen, mit der Gewissheit, dass die Embryonal- und Fetalentwicklung normal verlaufen. Ungewollte Mehrlingsschwangerschaften ließen sich damit verhindern - möglicherweise auch Komplikationen.
Mit ihrer Studie haben die Reproduktionsmediziner die erste Hürde geschafft. Denn trotz der Entnahme von Zellen der Blastozysten entwickelten sich die lebensfähigen Embryonen offenbar normal. Wie sich die Kinder nach der Geburt weiter entwickeln, können sie allerdings nicht sagen.
Bisherigen Erfahrungen mit der vor drei Jahren erstmals genutzten Blastozystenbiopsie zufolge ist aber mit einer komplikationslosen prä- und postnatalen Entwicklung zu rechnen. Und: die Schwangerschaftsrate nach der Biopsie war in der Studie ähnlich hoch wie bei anderen In-vitro-Fertilisationen, die zum gleichen Zeitpunkt wie die Studie, aber ohne Biopsien vorgenommen worden waren.