Phytotherapie hilft, NSAR und Kortikoide einzusparen

MÜNCHEN (wst). Für Patienten mit chronischen entzündlich-degenerativen Gelenkerkrankungen haben Phytopharmaka und nichtmedikamentöse Maßnahmen einen Zusatznutzen: Sie können helfen, NSAR und Kortikosteroide einzusparen.

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Eine NSAR-ähnliche Wirkung werde salicin- und polyphenolreichen Phytotherapeutika zugeschrieben, hat Privatdozent Rainer Brenke aus Bad Ems berichtet. Zu den Präparaten zählen Zubereitungen aus Weidenrinde, Stiefmütterchenkraut, Pappel oder Primeln. Eher kortisonähnliche Eigenschaften sollen Extrakte aus Zaunrübe, Süßholz und vor allem Weihrauch haben, so Brenke bei einer Veranstaltung des Komitees Forschung Naturmedizin in München.

Phytotherapeutika mit Teufelskrallenwurzel oder Arnikablüten sind vor allem schmerzlindernd. Bei leichteren Gelenkbeschwerden reiche zur medikamentösen Therapie oft die alleinige Anwendung von derartigen Phytopharmaka. Die Präparate seien teilweise in Studien geprüft, teilweise haben sie sich in der Erfahrung des Behandlers bewährt. Bei schwereren Beschwerden kann durch Verordnung der Phytotherapeutika zumindest die erforderliche Menge potenterer, aber auch an unerwünschten Wirkungen reicherer, synthetischer Mittel reduziert werden.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen sollten sich bei chronischen Gelenkbeschwerden nicht auf die etablierte und an sich unverzichtbare Krankengymnastik beschränken, sagte Brenke weiter. So schafft zum Beispiel die zunehmend als passives Verfahren geschmähte Massage zielgerecht verordnet oft erst die Voraussetzung für eine optimale aktive Physiotherapie - etwa durch das Lösen von Verspannungen der Muskulatur des Patienten.

Auch einfache und jederzeit verfügbare Wärme- und Kälteanwendungen sind geeignet, chronische Gelenkbeschwerden zu lindern. Dabei ist die Lehrbuchregel, wonach bei akuten Beschwerden das betroffene Gelenk eher gekühlt und bei chronischen Beschwerden eher gewärmt werden sollte, bei etlichen Patienten gegenteilig gültig. Ob eher Wärme oder eher Kälte hilft, müssen die Patienten ausprobieren. Für die Diagnose ist dies daher unbedeutend. Schmerzhafte und bewegungseinschränkende Gelenkblockaden sind klinisch und durch Bildgebung zu diagnostizieren.

Bei schmerzhaft aktivierten Arthosen kann oftmals ein mehrtägiges Fasten eine Beschwerdelinderung einleiten. Zwar gebe es hierzu keine klinischen Studien, aber viele Kasuistiken in der wissenschaftlichen Literatur, die von seinen Erfahrungen aus dem Klinikalltag gestützt würden, so Brenke.

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