Inhalative Antibiotika bei schwerer COPD?

MANNHEIM (grue). Exazerbationen sind bei Patienten mit schwerer COPD schwer in den Griff zu bekommen und mitunter lebensbedrohlich. Die zweimal tägliche Inhalation mit niedrig dosierten Aminoglycosiden ist offenbar eine effektive Therapieoption. Das hat Professor Dieter Köhler aus Schmallenberg gesagt.

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Antibiotika werden bisher nur von Patienten mit chronisch infizierten Lungen bei Mukoviszidose inhaliert. Aber auch bei langjähriger COPD scheint bei schweren Exazerbationen die zweimal tägliche Inhalation mit Antibiotika zu helfen, sagte Köhler beim Pneumologen-Kongress in Mannheim.

"Denn auch bei Patienten mit schwerer COPD und häufigen Exazerbationen sind die Bakterien in der Lunge mit systemisch wirkenden Antibiotika nur schwer zu erreichen", erklärte der Präsident der DGP. In Analogie zur Mukoviszidose eigne sich für die Antibiotikatherapie besonders das Aminoglykosid Tobramycin, das gegen Pseudomonaden und andere Problemkeime wirkt.

Köhler berichtete von 35 befragten COPD-Patienten, die sechs Monate einmal täglich zehn Minuten Antibiotika inhaliert haben. Sie gaben an, weniger Exazerbationen gehabt zu haben. 80 Prozent wollten die Therapie auch langfristig fortsetzen.

"Mit der Inhalation werden zwar nicht direkt die unbelüfteten und mit Bakterien infizierten Lungenabschnitte erreicht, aber das Sputum kommt über benachbarte Lungenbezirke mit dem Wirkstoff immer wieder in Kontakt", erläuterte Köhler. Das Risiko einer Resistenzentwicklung sei bei lokaler Anwendung gering. Die COPD-Patienten bleiben unter Antibiotika-Inhalation chronisch infiziert, neigen aber weniger zu Verschlechterungen.

Nun soll die Therapie im Vergleich zu Placebo in einer deutschen Multicenterstudie geprüft werden, sagte Köhler. Daran teilnehmen können COPD-Patienten mit jährlich mehr als zwei schweren Exazerbationen, die eine Klinikeinweisung erfordern.

Weitere Informationen zu der Studie gibt es per E-Mail bei Dr. Peter Haidl unter: p.haidl@fkkg.de

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