Längsschnittstudie

Pneumologische Rehabilitation verlängert das Leben

Die kurzfristigen Effekte einer pneumologischen Rehabilitation sind zwar gut untersucht, zur langfristigen Wirksamkeit gibt es bisher aber nur wenige Daten. Wichtig ist, dass die initialen Erfolge zum dauerhaften Mehr an körperlicher Aktivität führen. Dazu sollte der Patient immer wieder motiviert werden.

Von Peter Stiefelhagen Veröffentlicht:
Durch Fahrradergometer können COPD-Patienten die Effekte der Reha erhalten.

Durch Fahrradergometer können COPD-Patienten die Effekte der Reha erhalten.

© Alexander Raths / Fotolia.com (Symbolbild mit Fotomodell)

WIESBADEN. Sind Wiederholungen einer pneumologischen Rehabilitation (PR) sinnvoll? Dieser Frage wurde in einer Studie nachgegangen. Tatsache ist, dass die verbesserten Parameter wie die 6-Minuten-Gehstrecke nach 12 bis 24 Monaten auf das Ausgangsniveau zurückkehren. Verglichen wurden COPD-Patienten, die zwei oder drei PR innerhalb von zwölf Jahren erhalten hatten.

Nach jedem Reha-Programm verbesserten sich die Patienten klinisch relevant. Doch es gab einen signifikanten Unterschied zwischen dem Effekt der ersten und zweiten PR im Vergleich zur dritten PR. „Die krankheitsspezifische Lebensqualität war nach der ersten und zweiten PR signifikant verbessert, aber nach der dritten PR gab es keine relevante Steigerung mehr“, berichtete Professor Klaus Kenn von der Schön Klinik Berchtesgadener Land in Schönau beim Pneumo Update in Wiesbaden.

Erhaltungsprogramme

Doch was kann man tun, um die PR-Effekte langfristig zu erhalten? Dazu wurde eine Studie mit 143 COPD-Patienten konzipiert, die nach achtwöchiger PR entweder in eine Interventionsgruppe mit einem dreijährigen Erhaltungsprogramm oder eine Kontrollgruppe mit Standardversorgung randomisiert wurden.

Die Interventionsgruppe wurde sehr intensiv von einem Physiotherapeuten telefonisch und im Rahmen regelmäßiger Klinikbesuche motiviert und kontrolliert, wobei die Übungen zu Hause mit Fahrradergometer und Trainingsgewichten durchgeführt wurden.

In der Interventionsgruppe verbesserte sich im ersten und zweiten Jahr nach der PR die körperliche Leistungsfähigkeit, im dritten Jahr nahm sie jedoch wieder leicht ab. „In einer Metaanalyse konnte aber ein klinisch relevanter Vorteil für ein Erhaltungsprogramm im Hinblick auf respiratorisch bedingte Klinikaufenthalte gezeigt werden“, sagte Kenn.

Kognitive Defizite sind bei COPD-Patienten keine Seltenheit. Etwa 40 Prozent sind betroffen. Ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Erkrankung und der kognitiven Funktion fand sich aber nicht.

Die von kognitiven Einschränkungen betroffenen Patienten waren gleichmäßig auf alle GOLD-Stadien verteilt. „Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, diese Defizite bei Erstellung von Therapieplänen zu berücksichtigen und diese an die individuellen Fähigkeiten anzupassen“, so Kenn.

Bei kognitiv beeinträchtigten COPD-Patienten ist auch die Compliance schlechter und die PR wird häufiger abgebrochen. Und auch bei der Diagnostik gibt es Probleme, genauer gesagt beim Verstehen von Atemmanövern zur korrekten Einschätzung der Lungenfunktion oder bei der Leistungsdiagnostik. Letztere wird dann vorzeitig abgebrochen, was zu einer Unterschätzung der Belastbarkeit führt.

Das Problem ist, dass die kognitiven Defizite im klinischen Alltag und auch bei der pneumologischen Basisdiagnostik nicht direkt ins Auge fallen. Deshalb müssen Betroffene mittels Tests identifiziert werden. Angesichts der Häufigkeit sollten diese bei allen COPD-Patienten erfolgen.

Kognitive Defizite sind häufig

Diskutiert wird, ob es bei kognitiv beeinträchtigten COPD-Patienten bei körperlicher Belastung zu einer im Vergleich mit kognitiv gesunden COPD-Patienten stärkeren Abnahme der zerebralen Sauerstoffversorgung kommt. In einer prospektiven Studie fand sich in beiden Gruppen bei der fahrradergometrischen Belastung ein milder bis moderater Abfall der Sauerstoffsättigung, der aber bei kognitiv limitierten Patienten häufiger und stärker auftrat.

Doch der stärkere Abfall der Sauerstoffsättigung führte nicht zur Reduktion der zerebralen Sauerstoffversorgung. Auch wurden am Ende der Belastung vergleichbare Intensitäten von Dyspnoe angegeben.

In einer Längsschnittstudie wurde die Mortalität von PR-„Completers“ und „Non-Completers“ verglichen. Auch wurde die Korrelation zwischen dem Erfolg der PR gemessen an der Zunahme der Gehstrecke und dem Überleben untersucht.

„Die Ergebnisse sind eindeutig, die Überlebenszeit bei Completern war signifikant länger als bei Non-Completern“, so Kenn. Jeder Meter Verbesserung bei der Gehstrecke reduzierte das Sterberisiko um 0,4 Prozent.

Wird eine Verbesserung von 50 Metern durch die PR erreicht, sinkt dadurch die Mortalität um 17,6 Prozent. Die Verbesserung der Gehstrecke war einer besserer prognostischer Prädiktor als die FEV1.

Dieser Beitrag erschien zuerst in: Pneumo News 2018; 10(8): 55

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