Start der Insulintherapie bei Diabetes Typ 2 oft früher nötig als praktiziert

WIESBADEN (ej). Liegt der HbA1c-Wert drei Monate lang über sieben Prozent, ist dies eine klare Indikation für eine intensivere Therapie bei Typ-2-Diabetes. Denn: Noch immer bekommen viele Diabetiker wegen ihrer schlechten Blutzuckereinstellung Gefäßkomplikationen.

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Daran hat Professor Eberhard Standl vom Institut für Diabetesforschung in München erinnert. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den europäischen und amerikanischen Leitlinien gilt ein HbA1c-Wert unter 6,5 oder unter 7 Prozent sowie ein Nüchternblutzucker unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) als Qualitätsstandard für eine erfolgreiche Diabetestherapie. Daß dies nur wenige Patienten dauerhaft erreichen, liege daran, daß der Einstieg in die Insulintherapie viel zu lange hinauszögert werde, sagte Standl beim Internistenkongreß in Wiesbaden.

"Untersuchungen belegen, daß auch Typ-2-Diabetiker innerhalb weniger Jahre eine Insulinsubstitution brauchen, da bereits bei Diagnosestellung die Betazellmasse um die Hälfte reduziert ist", sagte Professor Petra-Maria Schumm-Draeger vom Klinikum München-Bogenhausen bei einem Aventis-Symposium. Im weiteren Krankheitsverlauf wächst der Insulinbedarf infolge hoher Insulinresistenz und nahezu ungebremster Glukoseproduktion der Leber. Darin sieht die Endokrinologin die Hauptursache für das anhaltend hohe Blutzuckerprofil beim Typ-2-Diabetes.

Angesichts der komplexen Pathogenese des Typ-2-Diabetes empfiehlt Professor Werner Bachmann von der Frankenwaldklinik Kronach die frühe Kombination von Medikamenten mit verschiedenen Wirkmechanismen. Als ein idealer Einstieg in die Insulintherapie habe sich die basalunterstützte orale Therapie (BOT) erwiesen. Hier wird die gewohnte orale Medikation beibehalten und lediglich einmal täglich das Basalinsulin Glargin (Lantus®) gespritzt. Die Dosierung übernimmt der Patient individuell. Er orientiert sich an der morgendlichen Blutzuckermessung: Immer wenn die Nüchternblutzuckerwerte an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100 mg/dl liegen, sollte die Insulindosis gesteigert werden. Man beginnt mit 10 IE Insulin Glargin und erhöht alle drei bis fünf Tage bei Bedarf um zwei bis sechs Einheiten. Die Höhe des Nüchternwerts gilt als Maß für den Insulinmangel.

Bei stabiler Einstellung kann die Zahl der Blutzuckermessungen auf ein- bis zweimalige Messungen des Nüchternblutzuckers pro Woche begrenzt werden. "Der Patient muß keine Spritz-Eß-Abstände einhalten und braucht nur einmal am Tag zu spritzen", ergänzte Dr. Heinz-Jürgen Rüßmann aus Dinslaken. Das schaffen auch ältere Diabetiker, zumal Insulin Glargin aufgrund seines flachen 24-stündigen Wirkprofils nur ein geringes Hypoglykämierisiko birgt. Besonders nächtliche Unterzuckerungen kämen im Vergleich zu NPH-Insulin sehr viel seltener vor.

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