Antidiabetikum senkt Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

ATHEN (HR). Mit dem Antidiabetikum Pioglitazon kann bei Typ-II-Diabetikern das Sterberisiko zusammen mit dem Risiko, einen Schlaganfall oder einen nicht-tödlichen Herzinfarkt zu erleiden, signifikant gesenkt werden. Das ist eines der mit großer Spannung erwarteten Ergebnisse der PROactive-Studie, die gestern nachmittag beim Kongreß der europäischen Diabetologen in Athen vorgestellt worden sind.

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An der doppelblinden, randomisierten und Placebo-kontrollierten Studie haben in 19 europäischen Ländern 5238 übergewichtige Diabetes-Patienten teilgenommen. Sie hatten zusätzlich zum Diabetes eine KHK oder mindestens ein vaskulär bedingtes Ereignis hinter sich. Etwa einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, eine Bypass-Op, ein akutes Koronarsyndrom oder gar eine Amputation aufgrund einer peripheren Ischämie.

Ausgeschlossen von der Studie waren unter anderen Patienten, die einen Typ-I-Diabetes, eine gestörte Leberfunktion oder eine Herzinsuffizienz hatten. Herzinsuffizienz gilt bisher als Kontraindikation, weil unter einer Glitazon-Therapie Ödeme auftreten können.

Die Studienteilnehmer bekamen zusätzlich zu ihrer normalen Therapie entweder den Insulin-Sensitizer Pioglitazon (Actos®) oder Placebo. Pioglitazon senkt den Blutzucker, indem es die Insulinempfindlichkeit des Gewebes heraufsetzt. Darüber hinaus wirkt die Substanz auf die Lipidspiegel. Sie erhöht das HDL-Cholesterin und senkt die Triglyzerid-Werte.

Entscheidendes Ergebnis nach einer Behandlungszeit von etwa drei Jahren: In der Placebo-Gruppe gab es beim kombinierten Endpunkt aus Gesamtsterblichkeit, Herzinfarkt und Schlaganfall 358 Ereignisse. In der Glitazon-Gruppe aber 57 weniger. Das entspricht einer statistisch signifikanten Verbesserung durch das Glitazon um relativ 16 Prozent.

"Zum erstenmal", so Professor Erland Erdmann aus Köln, der in Athen einen Teil der PROactive-Ergebnisse präsentiert hat, "ist hier gezeigt worden, daß wir mit einem Antidiabetikum das kardiovaskuläre Risiko eindeutig vermindern können".

Erdmann war als Kardiologe Mitglied im Steering-Committee. Studienleiter in Deutschland war der Düsseldorfer Diabetologe Professor Werner Scherbaum.

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