Einfluss auf die Zellen

Der Mensch schläft nicht fürs Hirn allein

Bei wem der Schlaf immer zu kurz kommt, der tut sich nichts Gutes: Wer weniger als fünf Stunden schläft, risikiert Probleme mit seinem Insulinstoffwechsel.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Schlaf ist wichtig, nicht nur für die Schönheit, sondern auch für die Insulinregulation.

Schlaf ist wichtig, nicht nur für die Schönheit, sondern auch für die Insulinregulation.

© Roman Hense/fotolia.com

CHICAGO / LOS ANGELES. Rund ein Drittel seines Lebens verschläft der Mensch. Wer hier Zeitverschwendung wähnt und länger wach zu bleiben sucht, tut sich keinen Gefallen.

Denn das Leben wird dadurch nicht verlängert, sondern sehr wahrscheinlich verkürzt. Laut den Ergebnissen einer Studie, die US-Forscher um Dr. Josiane L. Broussard mit sieben gesunden und schlanken jungen Erwachsenen gemacht haben, vermindert eine von 8,5 auf 4,5 Stunden reduzierte Schlafdauer die Insulinsensitivität des gesamten Körpers um 16 Prozent (Ann Intern Med 2012; 157: 549-557).

Betrachtet man isoliert die zelluläre Sensitivität der Adipozyten, ist sogar eine Senkung um 30 Prozent zu verzeichnen.

Das sind Größenordnungen, die den Unterschied von schlanken zu fettleibigen Menschen bzw. die Differenz von Nichtdiabetikern zu Diabetikern markieren. In der vorliegenden Studie genügte dafür bereits ein über vier Tage hinweg angehäuftes Schlafdefizit.

Die Probanden brachten in zufälliger Reihenfolge jeweils vier Tage mit 8,5 Stunden Nachtschlaf und, mit vierwöchigem Abstand, vier Tage mit nur 4,5 Stunden Schlaf zu - jeweils unter kontrollierten Bedingungen hinsichtlich der täglichen Kalorienaufnahme und der körperlichen Aktivität.

Neues Licht auf die Schlaffunktion geworfen

Die Schlafdauer wurde polysomnografisch überwacht. Am Ende jeder Phase wurden die Probanden einem Glukosetoleranztest unterzogen. Außerdem entnahmen die Forscher Proben des subkutanen Fettgewebes.

Während der Glukosetoleranztest Auskunft über die allgemeine Insulinsensitivität gab, versuchte man mit den Fettgewebsproben, den molekularen Mechanismen auf die Spur zu kommen, über die das Schlafdefizit die Reaktion der Zellen auf Insulin herabreguliert.

Dabei zeigte sich, dass der Mangel an Schlaf die Fähigkeit des Insulins beeinträchtigte, die Spiegel an phosphorylierter Proteinkinase B (Akt) zu erhöhen - ein entscheidender Schritt des Phosphoinositid-3- Kinase-Signalwegs, der die meisten metabolischen Insulinwirkungen vermittelt.

"Unsere Befunde werfen ein neues Licht auf die immer noch nicht restlos geklärte Funktion des Schlafs", schreiben die Wissenschaftler in ihrem Resümee. Nach traditioneller Vorstellung sei das Schlafen nur für das Gehirn notwendig.

Doch jetzt zeige sich, dass der Schlaf eine wichtige Rolle für die funktionelle Integrität einer Vielzahl peripherer Zellen spiele.

"Vom klinischen Standpunkt aus liegen nun weitere Beweise dafür vor, dass mangelnder Schlaf zur Entwicklung oder Verschlechterung metabolischer Störungen beiträgt", so das abschließende Fazit.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen