Kardiologen nehmen Frauen mehr in den Blick
STOCKHOLM (sko). Die Herzgesundheit bei Frauen lag den Kollegen beim diesjährigen Europäischen Kardiologie-Kongreß besonders am Herzen. Dabei wurde deutlich: Frauen mit Herzerkrankungen erhalten nach wie vor weniger Diagnostik, weniger Therapie und haben eine schlechtere Prognose.
Veröffentlicht:Beispiel KHK: Hier werden die Unterschiede schon zu Beginn der Diagnostik deutlich. Frauen haben bei entsprechenden Beschwerden eine um 20 Prozent geringere Chance als Männer für ein Belastungs-EKG zur weiteren Diagnostik. Dies ist ein Ergebnis des "Euro Heart Survey of Stable Angina", bei dem die Daten von 3779 Patienten ausgewertet wurden, die wegen einer stabilen Angina bei Kardiologen in Behandlung waren.
Auch beim nächsten Diagnoseschritt, der Angiographie, sind Frauen in der Minderheit. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine Herzkatheter-Untersuchung gemacht wird, ist bei Frauen 40 Prozent geringer als bei Männern, hieß es in Stockholm.
Ebenso werden Frauen mit Angina pectoris nicht so intensiv behandelt wie Männer. Die Wahrscheinlichkeit, eine Therapie mit Acetylsalicylsäure zu erhalten, liegt nach den Umfrageergebnissen bei Männern bei 84 Prozent, bei Frauen aber nur bei 73 Prozent. Die Werte für eine Lipid-senkenden Therapie liegen bei 47 Prozent für Frauen und 53 Prozent für Männer.
Ein Grund für diese unterschiedliche Therapie wird darin vermutet, daß Frauen seltener eine Koronarobstruktion haben. Dies konnte in der Studie bestätigt werden: 37 Prozent der Frauen hatten in der Angiographie keine signifikanten Verengungen der Koronarien, bei den Männern waren es nur 13 Prozent.
Und auch bei der Prognose stehen Frauen schlechter: Wird bei Frauen mit Brustschmerzen eine KHK diagnostiziert, sterben innerhalb eines Jahres doppelt so viele von ihnen wie Männer mit entsprechenden Symptomen - unabhängig vom Alter oder anderen Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herzinsuffizienz.