Hodeige-Preis 2013

Forscher für Infarkt-Frühwarnsystem ausgezeichnet

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FREIBURG - BAD KROZINGEN. Täglich sterben rund 160 Menschen in Deutschland an einem Herzinfarkt. Zumindest ein Teil von ihnen könnte durch ein neues Frühstwarnsystem gerettet werden. Das Gerät wird besonders gefährdeten Patienten direkt in den Brustkorb implantiert.

Die Idee stammt von Professor Manfred Zehender, stellvertretender Ärztlicher Direktor an der Klinik Kardiologie und Angiologie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg - Bad Krozingen.

Gemeinsam mit Partnern in den USA wurde die neue Wächtertechnik bis zur klinischen Reife entwickelt und stellt derzeit in einer groß angelegten Studie mit über 1000 Patienten ihren Nutzen unter Beweis, teilt das Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen mit.

Für seine bahnbrechenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf diesem Gebiet erhält Zehender den mit 5000 Euro dotierten Hodeige-Preis 2013 von der Eleonore und Fritz Hodeige-Stiftung.

Herzinfarkt verläuft oft stumm

"Bei etwa einem Drittel aller Patienten verläuft der akute Herzinfarkt stumm, ebenso wie Frauen sehr häufig nur atypische Symptome wie Unwohlsein, Übelkeit und vegetative Symptome das Infarktereignis anzeigen und gerade Frauen deshalb oft viel zu spät ins Krankenhaus kommen", wird Zehender in der Mitteilung zitiert.

"Für solche Menschen haben wir unser Wächtersystem entwickelt."

Es funktioniert wie eine Art Mini-EKG: Sensoren an verschiedenen Positionen rund um das Herz im Brustkorb verteilt, erzeugen im Brustkorb ein Mehrkanal-EKG, welches fortlaufend die Signale des Herzschlags analysiert, beschreibt das Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen die Technik.

So könne das Gerät bereits die direkten Vorboten eines Herzinfarktes erkennen und den entsprechenden Alarm auslösen. Auf seinem Handempfänger erhält der Patient zudem konkrete Informationen und Anweisungen.

Zehender hat die Technik maßgeblich mit entwickelt. Bereits Mitte der 1990er Jahre brachte er die ersten Ideen zu Papier.

In aufwendiger Grundlagenforschung, mit technischen Machbarkeitsstudien, Tests im Tiermodell und schließlich in der klinischen Erprobung führte das Team um Zehender das System bis zur Anwendungsreife.

Gerät wird als "Guardian" serienmäßig gefertigt

Gemeinsam mit Partnern an mehreren US-amerikanischen Kliniken wurde auf dieser Basis ein beim Menschen implantierbares Gerät entwickelt, das von einer Medizintechnik-Firma unter dem Namen "Guardian" serienmäßig gefertigt wird, berichtet das Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen.

Im November 2012 hätten die Freiburger Mediziner erstmals in Europa das System einem Patienten implantieren können.

Weltweit sind im Rahmen einer groß angelegten Studie mittlerweile über 1000 Hochrisiko-Patienten mit der innovativen Technik ausgestattet, heißt es in der Mitteilung. Sie werden an 80 Zentren in den USA betreut.

In Deutschland sind es zehn Patienten, die bislang einzig am Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen versorgt werden.

"Die Studie läuft zwar noch, aber bereits jetzt kristallisiert sich ein deutlicher medizinischer Nutzen heraus", wird Zehender zitiert. Bereits über 50 Mal habe die Wächter-Technik zuverlässig einen Infarkt erkannt und zur raschen medizinischen Versorgung beigetragen; die betroffenen Patienten erlitten keine Folgeschäden.

"Unseren Patienten nimmt das Gerät ein ganzes Stück weit die Sorge und Angst vor dem nächsten Infarkt", so Zehender: "Allein dadurch hat sich ihre Lebensqualität insgesamt deutlich verbessert."

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