Score und Schnelltest

Zwei Minuten schließen Lungenembolie aus

Wells -Score und D-Dimer-Schnelltest reichen aus, um eine Lungenarterienembolie mit weit über 90-prozentiger Sicherheit auszuschließen. Das zeigt eine Studie mit Hausärzten.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Akute Luftnot ist ein typisches Symptom von Lungenembolie. Die Dyspnoe tritt häufig in Verbindung mit Schmerzen beim Einatmen auf.

Akute Luftnot ist ein typisches Symptom von Lungenembolie. Die Dyspnoe tritt häufig in Verbindung mit Schmerzen beim Einatmen auf.

© DRON / FOTOLIA.COM

BERLIN. An einer prospektiven Kohortenstudie in den Niederlanden unter Leitung eines Allgemeinmediziners nahmen 300 Hausarztpraxen teil.

Bei insgesamt 598 ambulanten Patienten, bei denen eine Lungenarterienembolie (LAE) im Raum stand, wurde zunächst der Wells-Score berechnet und anschließend ein D-Dimer-Schnelltest vorgenommen.

Beim Wells-Score wird anhand von sieben sehr einfach zu erhebenden Befunden ein Summenscore gebildet.

Bei über sechs Punkten ist die Wahrscheinlichkeit einer LAE hoch, bei unter zwei Punkten gering. Das Problem ist, dass die meisten Patienten in der Gruppe mit mittlerem Risiko liegen.

Daher haben die niederländischen Hausärzte den Wells-Score mit einem höheren Cut-off von vier Punkten mit dem D-Dimer-Schnelltest kombiniert und diese Diagnostik erstmals in einer Real-World-Studie im Hausarztsetting evaluiert.

Wells-Score und D-Dimer-Schnelltest zusammen dauerten nicht länger als zwei Minuten, betonte der Pneumologe Professor Martin Kohlhäufl von der Klinik Schillerhöhe in Stuttgart. Das Vorgehen sei also sehr praktikabel.

In der Studie wurden alle Patienten unabhängig vom Ergebnis der beiden Tests in die Klinik geschickt, um eine LAE definitiv auszuschließen oder zu bestätigen. Bei 12,2 Prozent der Patienten wurde letztlich eine LAE diagnostiziert (BMJ 2012; 345: e6564).

Fehlerquote liegt unter zwei Prozent

Mit 272 Patienten lag bei knapp der Hälfte der Studienteilnehmer eine Niedrig-Risiko-Konstellation vor, definiert als Wells-Score von maximal vier Punkten und negativem D-Dimer-Schnelltest.

Von diesen hatten vier Patienten letztlich eine LAE. Die Fehlerquote einer Ausschlussdiagnostik aus negativem D-Dimer-Schnelltest und einem Wells-Score von maximal vier liege demnach bei 1,5 Prozent, so Kohlhäufl beim Praxis Update 2013 in Berlin.

Damit sei dieses diagnostische Vorgehen geeignet zur Ausschlussdiagnostik in der Hausarztpraxis, da auch international eine Fehlerquote von bis zu 2 Prozent als akzeptabel angesehen werde, betonte der Experte.

Die diagnostische "Treffsicherheit" ist ebenfalls akzeptabel: Von den Patienten, die basierend auf den genannten Kriterien ins Klinikum eingewiesen werden - also D-Dimer-Test positiv und/oder Wells-Score größer vier Punkte - hat etwa die Hälfte tatsächliche eine LAE.

Mehr zum Thema

Möglicher Risikofaktor

Bei akuter Entzündung mehr Stentthrombosen nach PCI

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken