Was tun bei einem Schilddrüsen-Knoten?

BERLIN (hbr). Eine Patientin klagt über ein Druckgefühl im Hals, das sie zunehmend auch beim Schlucken stört. Der Arzt tastet ihre Schilddrüse ab und entdeckt eine knotige Veränderung. Was jetzt?

Veröffentlicht:

Diese Situation ist für Hausarztpraxen typisch. Denn Schilddrüsenknoten und Knotenstrumen sind wegen des früher starken Jodmangels hierzulande immer noch häufig und gehören zu den Ursachen für die 100  000 Schilddrüsen-Operationen pro Jahr.

Vor allem bei älteren Frauen - bei 41 Prozent der 46- bis 65-Jährigen - treten diese Folgen des Joddefizits auf. Und jeder Knoten ist potentiell maligne. Allerdings werden jährlich nur 4000 Schilddrüsen-Karzinome diagnostiziert. Und von denen seien nur 2500 klinisch relevant, sagt Professor Martin Grußendorf aus Stuttgart.

Wichtig ist also, Knoten mit hohem Risiko herauszufiltern. Bei Verdacht auf Schilddrüsenprobleme ist deshalb zur Diagnostik außer Anamnese und Palpation auch die Sonografie unverzichtbar, sagte Grußendorf bei einem Symposium des Unternehmens Merck Pharma in Berlin. Damit lassen sich unter anderem Volumen und Echogenität der Drüse ermitteln sowie Zahl, Volumen, Echotextur und Randbegrenzung der Knoten.

In einer Studie bei operierten Patienten wurde festgestellt, dass bei maligner Histologie die Knotenstruktur zuvor bei 81 Prozent der Patienten sonografisch echoarm war. Bei benigner Histologie war dies bei 52 Prozent der Fall. Mikroverkalkungen fanden sich bei 72 Prozent (benigne Histologie: 29 Prozent) und ein verwaschener Rand bei 53 Prozent (im Vergleich zu 19 Prozent). Lymphknoten, deren Verhältnis von Länge zu Dicke unterhalb von 2 liegt, sind metastasenverdächtig.

Eine Duplexsonografie kann die Risikoeinschätzung erleichtern. Ihre Sensitivität und Spezifität sind jedoch gering. Eindeutig suspekt ist eine starke zentrale Vaskularisation des Knotens (Typ-4-Durchblutung). Eine sinnvolle Zusatzuntersuchung ist die Szintigrafie, wenn bei Knoten über 10 mm Durchmesser das Speicherverhalten beurteilt werden soll. Bei Patienten mit suspekten Befunden kann anschließend eine Feinnadelpunktion mit zytologischem Check nötig sein.

Unerlässlich ist die Laboruntersuchung zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion und - bei Verdacht auf eine autoimmune Erkrankung - des Antikörperstatus. Außerdem empfiehlt sich bei Knotenstrumen eine Calcitonin-Messung, um ein C-Zell-Karzinom auszuschließen.

Bei zytologisch nicht suspekter und nicht hyperthyreoter Struma multinodosa mit Knoten unter 2 cm Durchmesser kann eine Medikation mit L-Thyroxin (zum Beispiel Euthyrox®), Jodid oder beidem erwogen werden.

Eine Kontrolle sollte spätestens nach sechs Monaten erfolgen. Danach genügt bei unauffälligem Verlauf der doppelte Abstand.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf