Keine Chemoprophylaxe gegen Malaria in Indien nötig

WIESBADEN (ug). Für Reisende, die den indischen Subkontinent besuchen, wird keine Malaria-Chemoprophylaxe mehr empfohlen. Es reiche, ihnen ein Medikament zur Notfall-Selbsttherapie mitzugeben, sagte Professor Hans-Dieter Nothdurft von der Universität München auf dem Internisten-Kongreß in Wiesbaden.

Veröffentlicht:

Das ist neu bei den Empfehlungen zur Malaria-Prophylaxe der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit. Anfang des Jahres seien die Empfehlungen geändert worden, bisher seien sie aber nur im Internet veröffentlicht, so der Münchner Tropenmediziner.

Demnach ist eine konsequente Chemoprophylaxe nötig für alle Reisenden ins tropische Afrika und nach Indonesien östlich von Bali sowie in die Amazonas-Provinzen in Brasilien, nach Papua-Neuguinea und auf die Salomonen ("da fährt aber eigentlich niemand hin").

Als Prophylaktika zur Auswahl stehen Mefloquin (Lariam®), die Kombination aus Atovaquon und Proguanil (Malarone®) und Doxycyclin. Auch in den thailändischen Provinzen Trat und Tak ist eine Malaria-Prophylaxe nötig. Wegen der hohen Resistenzen der Plasmodien gegen Mefloquin sollte hier aber nur die Kombination oder Doxycyclin eingesetzt werden. Für alle übrigen Malaria-Gebiete reicht ein Stand-by-Medikament, entweder Mefloquin, die Kombination aus Atovaquon und Proguanil oder die aus Artemether und Lumefantrin (Riamet®).

"Es gibt nicht eine einzige, 100prozentig seelig machende Empfehlung", sagte Nothdurft auf der Veranstaltung, die von den Unternehmen GlaxoSmithKline, Chiron Behring und Sanofi Pasteur MSD unterstützt wurde. "Man hat eine Auswahl", und diese Bandbreite sei gut begründet. Wichtig sei, das Prophylaktikum jeweils individuell auszuwählen und sich dabei auch nach der Grundeinstellung der Reisenden zu richten.

Mefloquin etwa wird von vielen Reisenden abgelehnt, weil es psychische Nebenwirkungen haben kann, bis hin zu schweren Depressionen, die jeden Urlaub verderben können. So häufig wie befürchtet seien diese aber nicht, so Nothdurft. Wer Mefloquin einmal vertragen hat, der werde es auch weiter vertragen, auch auf längere Zeit.

Das Antibiotikum Doxycyclin ist in Deutschland nicht zur Malaria-Prophylaxe zugelassen (darauf muß man hinweisen). Es sei aber sehr gut wirksam und habe sich vor allem bei US-Soldaten seit Jahren bewährt, sagte der Tropenmediziner.

"Man darf nur nicht schwanger werden", denn Do-xycyclin kann den Embryo schädigen. Auch darauf sollte hingewiesen werden. Eine häufige Nebenwirkung sind vaginale Mykosen. Einige Tropenmediziner geben deshalb gleich ein Antimykotikum dazu.

Mehr zum Thema

Impfempfehlungen

Neuer STIKO-Chef fordert mehr Personal

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert