Virustatikum hält Hepatitis B langfristig in Schach
KÖLN (grue). Patienten mit Hepatitis-B-Virusinfektion (HBV) ohne HBe-Antigenen brauchen bei hoher Viruskonzentration im Blut eine Langzeittherapie. Allerdings wirken bei ihnen Interferone wenig. Effektiver ist das Nukleotid-Analogon Adefovir, von dem die Patienten auch noch vier Jahre nach Behandlungsbeginn profitieren.
Veröffentlicht:In Deutschland haben mittlerweile 60 Prozent der mit HBV infizierten Patienten die HBe-Antigen-negative Erkrankungsvariante, hat Privatdozent Dr. Jörg Petersen aus Hamburg berichtet. Die Krankheit werde meist erst festgestellt, wenn schon Leberschäden da sind, sagte er bei einer Veranstaltung des Unternehmens Gilead beim Gastroenterologie-Kongreß in Köln.
Spätestens dann brauchen die Patienten eine Langzeittherapie, und zwar primär mit Lamivudin oder Adefovir (von Gilead als Hepsera® auf dem Markt). Bei Lamivudin-Therapie werden allerdings in vier Jahren fast 70 Prozent der HB-Viren resistent, mit Adefovir jedoch nur 18 Prozent, so Petersen. Er stellte zudem Zwischenergebnisse aus einer laufenden Langzeitstudie mit Adefovir vor.
Demnach sinkt bei einer Therapie mit täglich 10 mg Adefovir oral bei einer stetig wachsenden Zahl von Patienten die Viruskonzentration unter die Nachweisgrenze. Nach einem Jahr erreichten 51 Prozent der Studienteilnehmer dieses Therapieziel, nach zwei Jahren 71 Prozent, nach drei Jahren 79 Prozent und nach jetzt vier Jahren 85 Prozent.
Bei fast ebenso vielen Patienten hatten sich die Leberwerte normalisiert, sagte Petersen. Der histologische Leberbefund hatte sich nach vier Jahren bei 63 Prozent gebessert.
Trotz der recht guten Erfolge wird bei Hepatitis B auch über eine Kombinationstherapie nachgedacht, so Petersen, "weil wir damit die Resistenzen vielleicht besser in den Griff bekommen".
Ziel sei es, die Viren möglichst schnell und vollständig zu eliminieren. Womöglich funktioniert das mit einer Kombination aus pegyliertem Interferon und Adefovir. Damit konnten in einer Hamburger Pilotstudie bei zwei von zwölf HBeAg-negativen Patienten die Viren aus dem Körper entfernt werden.