Neue Impfstoffe gegen Malaria, Aids und Tbc gibt es bisher nur im Ansatz

TAMPERE (grue). An Aids, Malaria und Tuberkulose sterben jedes Jahr fast sechs Millionen Menschen. Impfstoffe gegen die Infektionskrankheiten sind - trotz einiger vielversprechender Ansätze - noch nicht in Sicht. Voraussetzung für die Entwicklung solcher Vakzinen ist eine zeitaufwendige und komplexe immunologische Grundlagenforschung.

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"Gegen einige Infektionskrankheiten konnten früher relativ leicht Impfstoffe entwickelt werden. Diese Ära ist aber vorbei", hat Dr. Paul-Henri Lambert vom Zentrum für Impfwesen der Universität Genf berichtet. "Für einen neuen Impfstoff müssen heute bis zu 500 Millionen US-Dollar investiert werden. Es können zudem Jahre vergehen, bis die nötigen klinischen Studien mit zehntausenden Probanden abgeschlossen sind", hat der Epidemiologe bei einer Tagung zu Infektionskrankheiten von Kindern in Tampere in Finnland berichtet.

Rückschläge müssen dabei einkalkuliert werden: So sind zum Beispiel zwei Aids-Impfstoffe in großen Studien wegen mangelnder Wirksamkeit gescheitert. "Die Forschung auf diesem Gebiet ist wirklich noch nicht sehr weit", räumte Lambert ein, der mehrere Jahre das WHO-Programm zur Erforschung und Entwicklung neuer Impfstoffe geleitet hat.

Auch Malaria-Impfstoffe lassen schon lange auf sich warten. In klinischen Phase-III-Studien waren Vakzinen zwar wirksam, sie boten aber keinen Langzeitschutz. Die Impfstoffkandidaten greifen in verschiedene Stadien der Plasmodien-Vermehrung ein. Vermutlich mildern einige von ihnen auch den Krankheitsverlauf, so Lambert. Einen marktreifen Impfstoff gibt es aber noch nicht.

Das gilt auch für neue Tuberkulose-Impfstoffe, die für die Prä- und Postexposition geprüft werden. "Die klassische BCG-Vakzine ist mangelhaft", sagte Lambert bei einem Symposium des Unternehmens Aventis Pasteur MSD. Sie wirkt kaum bei Erwachsenen und schützt nicht ausreichend vor Lungen-Tuberkulose.

Verbesserte Impfstoffe werden unter anderem in Deutschland entwickelt, etwa durch Kopplung eines zusätzlichen Antigens an den BCG-Impfstoff. Besonders vielversprechend sind zudem Subunit-Impfstoffe mit gereinigten Antigenen aus dem Genom der Mykobakterien.

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