Grippeimpfung für Kinder schützt doppelt

Kinder mit Influenza haben ähnlich häufig Komplikationen wie alte Menschen. Viele Impfexperten plädieren daher für eine generelle Impfempfehlung für Kinder.

Von Adela Zatecky Veröffentlicht:
Auch Kinder profitieren von der Grippeimpfung.

Auch Kinder profitieren von der Grippeimpfung.

© Foto: AOK

BAD ORB. Kinder sind die Hauptverbreiter der Influenza in der Bevölkerung. Darüber hinaus können auch vormals gesunde Kinder schwer an Influenza erkranken oder sogar an Komplikationen sterben. Aus diesen beiden Gründen ist es sinnvoll, auch Kinder ohne weitere Risikoerkrankungen gegen Influenza zu impfen.

Diese Einschätzung vertrat Dr. Tobias Tenenbaum aus Mannheim beim 27. Herbst-Seminar-Kongress des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). In einer US-Studie fand man bei 153 an Influenza-Komplikationen gestorbenen Kindern unter 18 Jahren nur bei 53 Prozent Risikokonstellationen oder chronische Erkrankungen - dagegen waren 47 Prozent der Betroffenen bis dato gesund (wir berichteten). Nach den Erfahrungen aus weiteren Untersuchungen sind es vor allem Kleinkinder unter fünf Jahren, die häufig stationär behandelt werden müssen.

Eine internationale Gruppe von Impfexperten hat in einem Konsensusstatement bereits 2006 die generelle Influenzaimpfung von gesunden Kindern gefordert - ihre Argumente für die Impfung waren die hohen Infektionsraten, die häufigen Praxisbesuche und Klinikeinweisungen sowie die häufigen Komplikationen wie akute Otitis media bei Kindern unter drei Jahren. Deshalb sollten Kinder unter drei Jahren ebenso als Hochrisikogruppe betrachtet werden und auch ohne Vorliegen von weiteren Risikofaktoren gegen Influenza geimpft werden, wie Senioren über 60, so das Experten-Gremium.

Eine Impfung von Kindern ist aber nicht nur wegen der individuellen Gefährdung, sondern auch unter epidemiologischen Gesichtspunkten sinnvoll, so Tenenbaum weiter: Denn die hohe Erkrankungsrate sowie eine höhere Viruslast und verlängerte Ausscheidungsrate machen Kinder zu den Hauptverbreitern der Influenza. Deshalb werde beispielsweise in den USA auch die generelle Grippeimpfung bei Kindern empfohlen. In Deutschland empfiehlt die STIKO bisher nur die jährliche Influenza-Impfung von Kindern mit chronischen Krankheiten wie Asthma. Eine Ausweitung der Impfempfehlungen wird derzeit diskutiert.

Mehr zum Thema

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

PPARδ-Agonist

Seladelpar zeigt Wirkung gegen primäre biliäre Cholangitis

Lesetipps
„Kein Krankenhaus kennt momentan seine Zukunftsperspektive“: Der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Professor Josef Hecken.

© Rolf Schulten

Kritik an Regierungsplänen

G-BA-Chef Hecken: Ärzten droht Burn-out nicht vom Geldzählen!