Antikörper gegen Ovarial-Ca im Test

HAMBURG (awa). Ein neuer Impfstoff soll Rezidive bei Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom verhindern. Der monoklonale Mausantikörper Abagovomab wird derzeit in einer Phase-III-Studie unter Federführung der deutschen Studiengruppe Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie (AGO) geprüft. Es können noch Patientinnen für die im März begonnene Studie angemeldet werden.

Veröffentlicht:

In der AGO-Ovar 10-Studie - international MIMOSA* genannt - wird untersucht, inwieweit eine Erhaltungstherapie mit Abagovomab nach der Standardtherapie die krankheitsfreie Zeit und das Gesamtüberleben verlängern kann. Die Standardtherapie besteht aus Operation und Chemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin.

Nahezu 900 Patientinnen, deren Tumor mit der Primärtherapie entfernt werden konnte, sollen als subkutane Injektion den Antikörper oder Placebo erhalten, und zwar in der Induktionsphase vier Mal im Abstand von zwei Wochen und in der Erhaltungsphase einmal im Monat bis zu 45 Monate lang oder bis ein Rezidiv oder eine schwer wiegende unerwünschte Wirkung auftritt.

"Neue Therapiestrategien beim Ovarial-Ca sind dringend nötig", betonte Professor Jacobus Pfisterer aus Kiel bei einer Veranstaltung der AGO Studiengruppe in Hamburg. Denn auch wenn die meisten Frauen nach der Primärtherapie klinisch und nach bildgebenden Verfahren tumorfrei seien, existiere oft subklinisch ein Tumorrest. Mehr als die Hälfte der Frauen bekomme ein Rezidiv. Bisherige Strategien wie eine Chemotherapie aus drei Substanzen oder eine Hochdosis-Chemotherapie erhöhten statt der Wirksamkeit die Toxizität.

Jetzt gebe es mit Abagovomab ein völlig neues Therapieverfahren, sagte Pfisterer. Der Antikörper des Unternehmens Menarini imitiert den Tumormarker CA 125 und stimuliert das Immunsystem, spezifische Antikörper gegen dieses Antigen zu bilden. CA 125 sitzt bei 80 Prozent der Frauen mit Ovarial-Ca auf der Oberfläche der Tumorzellen.

In einer Phase-II-Studie mit 119 zuvor mehrfach behandelten Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom konnte nach Immunisierung mit Abagovomab bei 70 Prozent der Frauen sowohl eine humorale - also durch Antikörper vermittelte - als auch eine zelluläre Immunantwort nachgewiesen werden. Und die Überlebenszeit lag bei geimpften Frauen bei über 23 Monaten im Vergleich zu nur etwa fünf Monaten bei Frauen ohne Impfung.

*MIMOSA: Monoclonal Antibody Immunotherapy for Malignancies of the Ovary by Subcutaneous Abagovomab



STICHWORT

MIMOSA-Studie

Für die MIMOSA-Studie geeignet sind Patientinnen, mit histologisch und CA 125 (über 35 U/ml) gesicherter Diagnose eines fortgeschrittenen epithelialen Ovarial-, Tuben- oder primären Peritonealkarzinoms, das klinisch komplett auf eine Operation und anschließende Chemotherapie angesprochen hat. Maximal acht Wochen nach dem letzten Chemotherapie-Zyklus muss die Aufnahme in die Studie erfolgen.

Weitere Informationen zur Studie gibt es kostenlos unter Tel.: 08 00 / 6 64 48 57 (Dienstag 15.00 bis 17.00 Uhr und Donnerstag 10.00 bis 12.00 Uhr) oder auf der Internetseite der Studiengruppe AGO: www.ago-ovar.de (awa)

Mehr zum Thema

Beratungsverfahren eingeleitet

G-BA: Zwei neue Datenerhebungen zu Orphans

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC)

Effektive Senkung des Risikos für Hirnmetastasen bei EGFR-mutiertem NSCLC

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer