Onkologie

S3-Leitlinie zu Magenkrebs aktualisiert

Unter anderem neue Empfehlungen zur Prävention und Therapie enthält die aktualisierte Magenkrebs-Leitlinie.

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In der aktualisierten Leitlinie wurden Risikogruppen definiert, bei denen Helicobacter pylori durch Antibiotika-Therapie eradiziert werden sollte, um das Magenkrebs-Risiko zu reduzieren.

In der aktualisierten Leitlinie wurden Risikogruppen definiert, bei denen Helicobacter pylori durch Antibiotika-Therapie eradiziert werden sollte, um das Magenkrebs-Risiko zu reduzieren.

© Getty Images/iStockphoto

BERLIN. Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die aus dem Jahr 2012 stammende S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Adenokarzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs“ aktualisiert. Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) wurden alle bestehenden Behandlungsempfehlungen für das Magenkarzinom und für Tumoren des Mageneingangs überprüft und wenn nötig überarbeitet, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft.

„Wir haben auch neue Empfehlungen formuliert, unter anderem zur Prävention und zur neoadjuvanten sowie palliativen Chemotherapie“, wird Leitlinienkoordinator Professor Markus Möhler von der Universitätsmedizin Mainz zitiert.

Bereits bestehende Kapitel zu supportiven, palliativen und ernährungsmedizinischen Maßnahmen wurden aktuellen Empfehlungen der S3-Leitlinien Palliativmedizin, Supportivtherapie und Ernährungsmedizin angeglichen. Die Thematik Nachsorge wurde zusätzlich ergänzt.

Welche Risikogruppen gibt es?

In der aktualisierten Leitlinie wurden etwa Risikogruppen definiert, bei denen Helicobacter pylori durch Antibiotika-Therapie eradiziert werden sollte, um das Magenkrebs-Risiko zu reduzieren. Dies ist etwa bei Patienten mit einer Pangastritis der Fall. Ein frühes Erkrankungsalter und ein vermehrtes Vorkommen von Magenkrebs in der Familie können auf eine erbliche Form der Erkrankung hinweisen, etwa im Zusammenhang mit einem Hereditary Nonpolyposis Colorectal Cancer (HNPCC) oder mit einer e-Cadherin-Mutation. In diesen Fällen sollte ein Humangenetiker hinzugezogen werden, heißt es in der Mitteilung.

Hat ein Magenkarzinom bereits lokal gestreut, muss vor und nach der Op eine acht- bis neunwöchige Chemotherapie und im Ösophagus gegebenenfalls eine Radiochemotherapie erfolgen, um die langfristigen Heilungschancen deutlich zu verbessern. „Hier haben wir in Deutschland die Kombination FLOT aus verschiedenen Chemotherapeutika erfolgreich etabliert“, sagt Möhler.

Die Kombination aus 5-Fluorouracil, Leucovorin, Oxaliplatin und Docetaxel sei mit Begleitmedikation gut verträglich und könne die Überlebenszeit und Heilungsrate der Patienten signifikant verbessern. „Dieses perioperative Therapiekonzept kann auch bei Erkrankten mit gutem Allgemeinzustand mit minimal gestreuter Metastasierung angewandt werden“, so Möhler. Auch wenn der Stellenwert einer Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren bei unselektierten Patienten noch unklar ist, kann hier nach Therapieversagen in Einzelfällen mit Mikrosatelliten-Instabilität ein Antrag bei den Kassen in Erwägung gezogen werden, so die Krebsgesellschaft.

Fokus auf strukturierte Nachsorge

Wichtig ist zudem, dass Ärzte allen vom Magenkrebs Betroffenen eine strukturierte Nachsorge anbieten. Die Kontrolle sollte in den ersten zwei Jahren nach der Therapie halbjährlich und bis zum fünften Jahr jährlich erfolgen, so die Krebsgesellschaft.

An der Erstellung waren insgesamt 47 ehrenamtlich arbeitende Fachexperten von 28 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Insgesamt wurden 141 aktuelle Empfehlungen im Rahmen der S3-Leitlinienmethodik konsentiert. (eb)

Die S3-Leitlinie ist abrufbar unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/magenkarzinom

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