Plädoyer für individuelle Palliativtherapie bei Ca

BERLIN (gvg). Patientinnen mit Brustkrebs, die bereits Metastasen haben, sollten noch individueller chemotherapeutisch behandelt werden als Frauen ohne Metastasen. "Das so beliebte Kategorisieren klappt bei Patientinnen mit metastasierten Tumoren nicht", sagt der Onkologe Professor Kurt Possinger von der Charité Berlin. Hier sei die ärztliche Kunst gefordert und keine Kochbuchmedizin.

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Die Therapie beim Mamma-Ca sollte sich etwa nach Vorbehandlung und Komorbiditäten richten sowie nach bereits durch Chemotherapien geschädigten Organen, dem Rezeptor- und Enzymstatus sowie nach dem Vorliegen von Ergüssen. Darauf wies der Onkologe auf einer Veranstaltung von Bristol-Myers Squibb in Berlin hin. So seien Methotrexat bei Höhlenergüssen und Anthrazykline bei vorgeschädigtem Herz problematisch.

Auch der Krankheitsverlauf und der daraus resultierende individuelle Behandlungsdruck sind für Possinger entscheidende Faktoren bei der Therapiewahl. Komme bei langsamem Tumorwachstum durchaus eine orale Therapie in Frage, etwa mit Capecitabin oder Vinorelbin, so sei bei höherem Behandlungsdruck häufig ein Taxan indiziert. "Bei Patientinnen, die wohnortnah versorgt werden können und die bereits eine eingeschränkte Knochenmarksreserve haben, ist Paclitaxel einmal wöchentlich eine sehr gute Option", so Possinger.

Bei rascher Progredienz oder früher Metastasierung und damit erhöhtem Risiko für eine rasche Progredienz sei die Kombination aus Paclitaxel (Taxol®) und Gemcitabin ideal, gerade wenn zuvor mit Anthrazyklinen behandelt wurde. In diese Gruppe gehören jene Frauen, bei denen schon während einer Therapie mit Anthrazyklinen Metastasen auftreten.

Bei einer stark individualisierten Therapie sieht Possinger auch die besten Chancen auf eine Verlängerung der individuellen Überlebenszeit. Aus den am Tumorzentrum München erhobenen ungünstigen epidemiologischen Daten zu schlußfolgern, daß durch Chemotherapie bei metastasierten soliden Tumoren generell keine Überlebenszeit-Verlängerung möglich sei, hält Possinger für falsch.

Außerdem gebe es Analysen anderer Tumorregister, die sehr wohl eine Verlängerung belegten, so Possinger. Auch sei anzunehmen, daß sich die Situation durch die Einführung neuer Substanzen in den vergangenen Jahren verbessert habe.

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