Neue Arznei dämpft Lust auf Rauchen und Essen

PRAG (mut). Obwohl der Wille bei vielen Menschen vorhanden ist, schaffen sie es nicht, das Rauchen aufzuhören oder das Übergewicht zu reduzieren. Der neuer Wirkstoff Rimonabant könnte ihnen bald dabei helfen. Er reduziert den Appetit auf Zigaretten und kalorienreiche Kost.

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Wer raucht oder viel kalorienreiche Nahrung zu sich nimmt, läuft Gefahr, noch mehr Appetit auf Zigaretten oder Schokoriegel zu bekommen. Grund dafür ist ein überaktives Transmittersystem, bei dem körpereigene Cannabinoide dafür sorgen, daß Adipozyten vermehrt Fett akkumulieren und daß bestimmte Hirnareale ein Verlangen nach noch mehr Nahrung oder Nikotin erzeugen. Darauf hat Dr. Vincenzo di Marzo aus Neapel in Italien hingewiesen.

Werden jedoch die Rezeptoren für körpereigene Cannabinoide blockiert, läßt sich der Appetit auf Nikotin oder Nahrung besser zügeln, sagte di Marzo auf einer Veranstaltung von Sanofi-Synthelabo in Prag. Mit Rimonabant könnte es möglicherweise schon im nächsten Jahr einen spezifischer Cannabinoid-Rezeptoren-Blocker geben (wir berichteten).

Die Substanz wird derzeit in vier Phase-III-Studien mit insgesamt 6600 adipösen Patienten geprüft sowie in drei Studien mit ebenso vielen Rauchern.

Erste Ergebnisse sind ermutigend: So konnten in einer Studie mit über 1000 adipösen Patienten, die täglich 20 mg der Substanz erhielten, 73 Prozent ihr Gewicht um mehr als fünf und 44 Prozent sogar um mehr als zehn Prozent reduzieren - und diese Reduktion über ein Jahr halten, so Dr. Nicholas Finer aus Cambridge in Großbritannien. Mit Placebo ging nur bei 28 Prozent das Gewicht um mehr als fünf und bei zehn Prozent um mehr als zehn Prozent zurück.

Einen deutlichen Vorteil für die Substanz gab es auch in der ersten bisher ausgewerteten Studie mit über 780 Rauchern: Von den Teilnehmern, die zehn Wochen lang Placebo erhielten, schafften es 21 Prozent, die letzten vier Studienwochen nicht zu rauchen. Mit 20 mg Rimonabant täglich gelang dies dagegen 36 Prozent der Studienteilnehmer.

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