Tabak-Aufklärung

Medizinstudenten im Kampf gegen Zigaretten

Rauchen ist ungesund, doch diese Warnung interessiert viele Schüler nicht. Jetzt rücken ihnen Medizinstudenten zu Leibe.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
"Rauchen kann tödlich sein" - am besten man zerdrückt die Schachtel Zigaretten sofort.

"Rauchen kann tödlich sein" - am besten man zerdrückt die Schachtel Zigaretten sofort.

© Sven Weber / fotolia.com

GIESSEN. "Aufklärung gegen Tabak", kurz AGT, heißt eine Initiative von Medizinstudenten für rauchfreie Schulen. Das Konzept entwickelte Titus Brinker (22) aus Gießen vor einem Jahr.

Heute arbeiten bundesweit 320 Medizinstudierende an 13 Unis in lokalen Gruppen mit, 2012 haben mehr als 3000 Schüler an Seminaren und Workshops teilgenommen.

Inspiriert wurde Brinker von dem "Stand tall against tobacco"-Programm, das Medizinstudenten an der Texas A&M Universität in den USA betreiben. Sie wollen damit über Kautabak aufklären.

Während eines Bildungsaufenthaltes informierte sich Brinker über das Projekt und beschloss ein ähnliches Projekt in Deutschland zu starten: mit Medizinstudenten gegen das Rauchen.

Vier bis fünf Stunden pro Woche

Die Studenten gehen in Schulen, sprechen mit Jugendlichen, informieren sie.

"Als Medizinstudenten haben wir schon fast alle die Folgen des Rauchens an Patienten begutachten können", sagt Brinker. Es gehe ihnen nicht darum, die Schüler zu überreden. "Wir betonen, dass sie ganz alleine entscheiden sollen, ob sie zur Zigarette greifen."

In der Startphase des Projektes war Brinker, der mit 16 Jahren aus Neugierde einmal "circa fünf Zigaretten" geraucht hat, etwa 20 bis 25 Stunden pro Woche im Einsatz für AGT. Derzeit sind es noch vier bis fünf Stunden.

Er findet, dass sein ehrenamtliches Engagement nicht auf Kosten seines Medizinstudiums geht, ganz im Gegenteil: "Ich glaube, dass es dem Arzt-werden sehr zuträglich ist, dieses Projekt zu leiten."

Er habe viel über Teamarbeit und Gruppenleitung gelernt. "Ich bin auch davon überzeugt, dass es wichtig ist, als Arzt gute didaktische Fähigkeiten mitzubringen und Fachwissen verständlich zu vermitteln, um etwa die Compliance von Patienten zu erhöhen."

Mehrere Auszeichnungen eingeheimst

Die Rückmeldungen auf AGT waren bislang ausschließlich positiv und anerkennend. Zu den Unterstützern zählen Professor Werner Seeger, Direktor des Universitätsklinikums in Gießen, die Lungentransplantationsforscherin Professor Veronika Grau oder die Professorin Erika Baum, Abteilungsleiterin für Allgemeinmedizin an der Philipps-Universität Marburg.

Den Erfolg des Projektes erklärt Brinker letztlich damit, dass "alle Beteiligten einen Sinn" darin sehen.

Für viele Medizinstudenten sei es eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und schon früh Verantwortung zu übernehmen. Zudem sei das ehrenamtliche Engagement "ein attraktives Lebenslaufplus" für Stipendiengeber und Personalberater.

Mehrere Preise und Auszeichnungen haben die Medizinstudenten bereits abgeräumt. Für dieses Jahr hat sich Brinker vorgenommen, das Konzept in der Schweiz zu installieren, in Österreich läuft es bereits.

Zudem plant er, das Projekt in die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V zu integrieren, damit es auch dann noch läuft, "wenn ich nicht mehr beteiligt bin."

Derzeit arbeitet er an der Evaluation im Rahmen seiner Doktorarbeit. In welchem Bereich er nach Ende des Studiums als Arzt arbeiten möchte, weiß er noch nicht. "Aber ich kann mir vieles gut vorstellen."

http://gegentabak.de

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